gfbvGöttingen. - Kenias Militäroffensive gegen die radikal-islamische Al Shabaab-Milizen gefährdet die Nothilfe für mehr als drei Millionen Hungernde in Somalia. Diesen Vorwurf hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) erhoben. "Alle Konfliktparteien müssen dem Schutz und der humanitären Versorgung der Not leidenden Zivilbevölkerung absoluten Vorrang einräumen", forderte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Dienstag in Göttingen.

Aus Angst vor Luftangriffen wagten es hungernde Somalier nicht mehr, in Nachbarländer zu flüchten, berichtete die GfbV. Am vergangenen Sonntag seien bei einem Raketenangriff der kenianischen Luftwaffe auf ein Lager von Hungerflüchtlingen in der Stadt Jilib fünf Zivilisten (unter ihnen drei Kinder) getötet und 52 Menschen verletzt worden.

Mindestens 31 der Verletzten seien Kinder und nicht Kämpfer der radikal-islamischen Al Shabaab-Milizen, gegen die Kenia offiziell zu Felde zieht, so die GfbV. Kenias Regierung bestreite bis heute jede Verantwortung für den Luftangriff und werfe den Rebellen "Propaganda" vor. Der Angriff und die schweren Verletzungen der Hungerflüchtlinge seien jedoch von Mitarbeitern ausländischer Hilfsorganisationen bestätigt worden.

"Wieder einmal führen fremde Nationen auf dem Territorium Somalias Krieg, ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung zu nehmen", kritisierte Delius. Auch Äthiopiens Armee seien während ihrer Besetzung Zentralsomalias in den Jahren 2006 bis 2009 Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit vorgeworfen worden.

Seit Beginn der Militäroffensive Kenias im Süden Somalias vor drei Wochen ist die Zahl der Hungerflüchtlinge, die im Nachbarland Somalia Zuflucht suchen, nach Angaben der GfbV dramatisch zurückgegangen. Während zuvor wöchentlich 3.400 Somalier in Kenia um Schutz baten, seien es nun nur noch 100 Menschen.

Die Hungernden leiden laut GfbV auch unter Zwangsmaßnahmen der Al Shabaab-Milizen, die seit Ende Oktober 2011 mehr als 27.000 Hungerflüchtlinge in der Region Lower Shabelle gewaltsam aus ihren Camps in ihre Heimatregionen zurücktransportiert hätten. Um den Anschein von Normalität zu wecken, sollten die Menschen dort ihre Felder bestellen. Doch die Hungernden hätten keinerlei Nahrungsmittelvorräte und könnten die Zeit bis zur Ernte ohne humanitäre Hilfe nicht überstehen. "Damit verletzt Al Shabaab massiv grundlegende Normen des humanitären Völkerrechts", kritisierte Delius.

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