holz_fsc_transfair_cnusch_100Köln. - Tische, Stühle, Bänke - auf den ersten Blick nichts Außergewöhnliches für Besucher der Internationalen Möbel Messe (imm) in Köln. Doch für eine kleine Anzahl Menschen in Bolivien bedeuten diese Möbel Hoffnung auf ein besseres Leben. Sie arbeiten im Kleinwaldbetrieb Multiagro, der als einer der ersten Betriebe an einem Pilotprojekt von FSC und Fairtrade teilnimmt. Im Rahmen der Messe stellen der Forest Stewardship Council (FSC) und Fairtrade Deutschland ihr Projekt vor: Die Stärken beider Siegel werden gebündelt, um Mitgliedern von Kleinwaldbetrieben den Einstieg in den Weltmarkt und bessere Lebens- und Arbeitsbedingungen zu ermöglichen.

"Durch die Kooperation mit Fairtrade möchten wir ganz gezielt Mitglieder von Kommunal- und Kleinwaldbetrieben unterstützen. Die Fairtrade-Standards sind dabei eine optimale Ergänzung unserer FSC-Prinzipien und Kriterien", sagt Uwe Sayer, Geschäftsführer von FSC Deutschland. Die FSC-Zertifizierung signalisiert, dass die Wälder nach strengen sozialen, ökologischen und ökonomischen Standards bewirtschaftet werden. Sichere Arbeitsbedingungen, die unter anderem die internationalen Arbeiterrechte berücksichtigen, werden vorgeschrieben.

"Die Fairtrade-Standards stellen zusätzlich sicher, dass die Kleinwaldbetriebe einen fairen Preis für ihre Produkte erhalten und dass eine Fairtrade-Prämie ausgezahlt wird", so Dieter Overath, Geschäftsführer von TransFair. Mit der Prämie werden Projekte finanziert, die der Gemeinschaft zugute kommen. In Bolivien beispielsweise werden mit der ersten Fairtrade-Prämie Schulmaterialien für die Kinder der Mitglieder des Kleinwaldbetriebes finanziert.

Für die ärmsten Menschen der Welt, von denen viele der indigenen Bevölkerung angehören, zählen Wälder neben Landwirtschaft zu den wichtigsten Quellen, um ihren Lebensunterhalt zu erwirtschaften und gleichzeitig ihre ethnische Zugehörigkeit und Kultur zu erhalten. Die ersten Kleinwaldbetriebe für FSC- und Fairtrade-zertifiziertes Holz befinden sich in Bolivien, Chile und Honduras.

Die ersten Möbel aus FSC-Fairtrade-zertifiziertem Holz kommen von der Agentur Gansbühler aus Eibelstadt. Unter der Möbelmarke Quadrato wird die Kollektion Veracruz erscheinen, die aus Couchtischen, Lowboards, Sideboards und Highboards sowie Vitrinenschränken, einer Bank, Stühlen und einem Esstisch besteht. "Uns ist es wichtig als Unternehmen Verantwortung zu übernehmen. Mit unserer Möbelkollektion möchten wir einen ernst gemeinten Beitrag für den Fairen Handel und eine nachhaltige Forstwirtschaft leisten", sagt Geschäftsführer Claudius Gansbühler. Die Agentur Gansbühler übernimmt damit eine Vorreiterrolle innerhalb der Möbelindustrie. Nicht zuletzt macht Quadrato damit deutlich, dass modernes Design und soziale Verantwortung sehr gut zusammenpassen. 



Die Mitglieder des Kleinwaldbetriebs Multiagro in Bolivien schmieden bereits erste Pläne, wie die Fairtrade-Prämie eingesetzt werden könnte: Ein Fonds für Stipendien ist im Gespräch, damit die Kinder der Bauern nicht nur in die Grundschulen auf den Dörfern gehen, sondern auch die weiterführenden Schulen in den Städten besuchen können. Und es wird über einen Gesundheitsfonds nachgedacht, aus dem die Arztkosten der Mitglieder bestritten werden können.

All das ist vorerst Zukunftsmusik. "Die spannende Frage ist jetzt, ob es genügend Abnehmer für unser FSC-Fairtrade-zertifiziertes Holz gibt", meint Juan Pablo Demeure von Multiagro, der das Familienunternehmen in zweiter Generation führt. "Die ganze Idee funktioniert ja nur, wenn es auch Kunden gibt, die bereit sind, ein wenig mehr für das Holz zu bezahlen."

Durch die Verwendung des FSC- und Fairtrade-Siegels wird es Verbrauchern einfach gemacht Holz-Produkte zu erkennen, die nach ethischen und nachhaltigen Aspekten gehandelt und produziert wurden. Verkauft werden die Quadrato Möbel ab sofort bei der memo AG, Otto und den Möbelhäusern Segmüller, Schaffrath und Schongau. Auch in Österreich und Schweden werden Holzprodukte mit FSC-Fairtrade-Siegel verkauft. Die schwedische Firma Kährs hat Transfair zufolge kürzlich bereits ihre Parkettfußböden mit dem Doppelsiegel vorgestellt, dessen Holz aus Chile stammt.

Das Pilotprojekt wurde im April 2009 gestartet und wurde während der ersten drei Jahre von der niederländischen Organisation ICCO finanziert. Nach der Markteinführung der Produkte soll eine Auswertung erfolgen, wie Verbraucher auf die Doppel-Siegelung reagieren und welche Auswirkungen der neue Fairtrade-Holz-Standard für die Produzenten im Süden hat. Auf Grundlage der Ergebnisse werden FSC und Fairtrade eine Entscheidung fällen, ob und wie das Projekt weiter geführt wird. 



Anfang 2011 sind über 143 Millionen Hektar Wald in über 80 Ländern weltweit FSC-zertifiziert; ein Viertel der FSC-zertifizierten Wälder werden von Kleinwaldbesitzern und Kooperationsgemeinschaften bewirtschaftet. Das FSC-Logo und die On-Product Label sind zu einer weltweit vertrauenswürdigen Marke für Unternehmen und Verbraucher geworden, die Waldprodukte nachfragen, die Gutes für Menschen und Umwelt bewirken und gleichzeitig einen wirtschaftlichen Nutzen bringen.


Foto: © TransFair e.V. / C. Nusch

www.fsc.org
www.fairtrade-deutschland.de

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