unepFreiburg. - 85 Prozent des in West-Afrika anfallenden Elektronikschrotts stammen aus dem dortigen Gebrauch. Verstärkt wird das Problem des teilweise giftigen Elktronikmülls aber durch den Strom an Altgeräten aus Europa und anderen Industrieländern. Zu diesem Schluss kommt eine aktuelle Untersuchung des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) unter Mitwirkung des Öko-Instituts.

Koordiniert durch das Sekretariat der Basler Konvention und in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Institut Swiss Federal Laboratories for Materials Science and Technology (EMPA), dem Europäischen Netzwerk für die Umsetzung und den Vollzug von Umweltgesetzen (IMPEL) sowie den Regierungen von Benin, Côte d'Ivoire, Ghana, Liberia, Nigeria, Ägypten und Tunesien wertete das Öko-Institut in dem groß angelegten "E-waste Afrika Projekt" Daten zur Elektronikschrott-Situation in den fünf zuerst genannten Ländern aus. Gleichzeitig schlagen der UN-Report "Where are WEee in Africa?" sowie eine Reihe spezifischer Analysereports Lösungen vor, um die ökologischen und sozialen Auswirkungen des Elektronikschrott-Recyclings in West-Afrika zu verbessern.

"Der Bedarf, insbesondere das Recycling von Altgeräten zu optimieren, ist enorm", erklärte Andreas Manhart, Projektleiter am Öko-Institut in Freiburg. "Viele Menschen arbeiten dort teilweise unter gesundheitlich extrem riskanten Bedingungen und bringen gefährliche Schadstoffe in die Umwelt. Wir haben deshalb lokale Recycler in mehreren Trainingseinheiten im fachgerechten Umgang mit Altgeräten und dessen Zerlegung geschult."

Darüber hinaus begleitete das Öko-Institut gemeinsam mit den Partnern den nigerianischen und ghanaischen Diskussionsprozess um Lösungsansätze bei der Elektronikschrott-Thematik. In beiden Ländern habe dies bereits zu Gesetzesinitiativen geführt, berichteten die Forscher. Insgesamt ging es den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern darum, für West-Afrika gangbare Wege zu finden um Gesundheits-, Umwelt- und Ressourcenschutz auf der einen und die Bedeutung von Arbeitsplätzen auf der anderen Seite in kohärenten Strategien zusammen zu führen.

ELEKTRONIKSCHROTT IN WEST-AFRIKA

Die Wissenschaftler des Öko-Instituts untersuchten im Detail die Funktionsweise und sozialen Auswirkungen der Second-hand- sowie der Elektronikschrott-Wirtschaft in Nigeria und Ghana. Zudem analysierten sie die Gebrauchtwaren- und Schrottströme von Europa nach West-Afrika. Insbesondere Lagos, mit 17 Millionen Einwohnern die größte Stadt West-Afrikas, ist Hauptumschlagplatz für neue und gebrauchte elektrische und elektronische Produkte.

"Kein anderes westafrikanisches Land importiert so viele Altgeräte wie Nigeria", fasste Manhart die Ergebnisse zusammen. "Das bedeutet gleichzeitig, dass Reparatur und Recycling von Alt- und Schrottgeräten wichtige Arbeitsmärkte für die Menschen sind. Allein auf den zwei größten Märkten des Landes – dem Alaba Market und dem Ikeja Computer Village – reparieren und verkaufen 15.000 Menschen in 5.500 Kleinbetrieben gebrauchte elektrische und elektronische Geräte. Kein Reformansatz dieser – teilweise informellen – Sektoren kommt an der Frage vorbei, was mit den Arbeitsplätzen in Zukunft geschehen soll".

Dabei gebe es durchaus positive Nachrichten, so Manhart. So existiere beispielsweise in Ghana eine überaus effiziente Sammelstruktur, mit der 95 Prozent aller Altgeräte erfasst werden. Dieser Wert liege weit über den Kennzahlen der europäischen Länder.

"Beim Recycling sollte West-Afrika nicht einfach den europäischen Weg einschlagen", forderte Manhart. "Denn in Europa sind die Verfahren oft auf einen möglichst geringen Arbeitskräfteeinsatz optimiert. Dies wäre in West-Afrika einerseits aus sozialen Gründen nicht akzeptabel, andererseits gehen bei vielen mechanisierten Verfahren auch wertvolle Rohstoffe unwiederbringlich verloren."

Foto: Arbeiter auf einem Müllplatz in Agbogbloshie, Accra, Ghana © Wikimedia Commons

Studie: "Informal e-waste management in Lagos, Nigeria – socio-economic impacts and feasibility of inter-national recycling co-operations” des Öko-Instituts

www.oeko.de
www.unep.org