ai_orgBerlin. - Die Binnen-Vertriebenen sind die vergessenen Opfer des Konfliktes in Afghanistan. Amnesty International beleuchtet in einem neuen Bericht, dass rund eine halbe Million Menschen, die vor Kämpfen in ihren Heimatprovinzen geflohen sind, unter elenden Bedingungen in Kabul und anderen Städten in provisorischen Unterkünften leben. Die Regierung will sie zur Rückkehr bewegen und blockiert laut Bericht deshalb sogar Hilfeleistungen.

Im vergangenen Monat seien allein in den Slums von Kabul mindestens 28 Kinder erfroren, berichtete Amnesty. Ihre Familien gehörten zu den Vertriebenen im eigenen Land, die unter miserablen Umständen in der Hauptstadt Zuflucht gesucht hatten.

"Die Menschenrechtslage in Afghanistan ist insgesamt erschreckend, in den Bereichen Gesundheitsversorgung, Bildung, Frauenrechte und Sicherheit schneidet Afghanistan im internationalen Vergleich sehr schlecht ab. Die Binnenvertriebenen aber sind besonders schutzlos, die Probleme des Landes treffen sie besonders hart", erklärte Maja Liebing, Afghanistan-Expertin bei Amnesty International in Deutschland. "Die afghanische Regierung schaut nicht nur weg, sie blockiert sogar Hilfsleistungen der UN und humanitärer Organisationen, um die Flüchtlinge zur Rückkehr zu zwingen."

Ein neuer Bericht, den Amnesty International am Donnerstag in Kabul vorstellte, beleuchtet das Schicksal der Binnenvertriebenen, die vor Anschlägen der Taliban und anderer bewaffneter Gruppen, aber auch vor Bombardierungen der ISAF geflohen sind. In ihren provisorischen Behausungen hätten sie nur mangelhaften Zugang zu Nahrung, Wasser, Sanitäranlagen, Gesundheitsversorgung und Bildung und seien den harten Witterungsbedingungen in Afghanistan fast schutzlos ausgeliefert, so Amnesty.

"Das Problem wird sich nicht von selbst lösen – im Gegenteil, mit der sich verschlechternden Sicherheitslage spitzt sich die Situation sogar noch zu. Noch nie gab es in Afghanistan so viele Binnenvertriebene wie heute," so Liebing. "Dieses Problem darf nicht länger ignoriert werden. Gerade angesichts des angekündigten Abzugs der ausländischen Truppen müssen beim zivilen Wiederaufbau langfristige Strategien zur Verbesserung der Lage der Binnenvertriebenen gefunden werden."

www.amnesty.de

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