pro_wildlifeMünchen. - Der Tag des Artenschutzes am 3. März erinnert an die Unterzeichnung des Washingtoner Artenschutz-Übereinkommens (WA, englisch CITES) im Jahr 1973. Die Artenschutz-Organisation Pro Wildlife warnt an diesem Tag davor, dass fragwürdige Ausnahmen und ein schwacher Vollzug des Artenschutzes die Errungenschaften des Abkommens schwächen. Sorgen bereitet den Artenschützern vor allem die eskalierende Wilderei auf Nashörner und Elefanten.

"Das Washingtoner Artenschutz-Übereinkommen bietet eine gute gesetzliche Grundlage, um den Handel mit bedrohten Arten zu beschränken", sagt Daniela Freyer von Pro Wildlife. "Damit es nicht zum Papiertiger verkommt, muss es aber konsequent umgesetzt werden und die internationale Staatengemeinschaft muss mehr Mittel einsetzen, um Wilderei und illegalen Tierhandel entschlossener zu bekämpfen."

Der Schmuggel von Elfenbein und Nashorn sei mittlerweile in den Händen international organisierter Banden, die Strafverfolgung für Artenschutz-Kriminelle sei aber noch immer lax, mahnt Freyer. Seit Jahresanfang hätten Wilderer im kamerunischen Bouba Ndjida Nationalpark Hunderte Elefanten erschossen. Mehr als 528 Nashörner seien seit Januar 2011 allein in Südafrika gewildert worden.

Die boomende Nachfrage nach Elfenbein, insbesondere in China, ist verantwortlich dafür, dass die Elefanten-Wilderei Ausmaße angenommen hat, die seit dem absoluten Handelsverbot für Elfenbein 1989 nicht mehr erreicht wurden. Nach Informationen von Pro Wildlife wurden 2011 mindestens 34 Tonnen illegales Elfenbein aufgegriffen. "Dies ist ein trauriger Rekord und dennoch nur die Spitze des Eisbergs, denn die meisten Fälle bleiben unentdeckt", sagt Freyer.

Pro Wildlife schätzt, dass jährlich weit über 30.000 Elefanten gewildert werden. "Was wir jetzt erleben, ist die Folge des Elfenbeinverkaufs an China und Japan, der mit Einverständnis der CITES-Vertragsstaaten 2008 stattfand. Seitdem ist der Handel mit illegalem Elfenbein in China eskaliert, weil gewildertes Elfenbein kurzerhand als 'legales' ausgegeben wird", so Freyer weiter. Die Lockerung des Elfenbeinverbots habe neue Handelswege erschlossen und die Wilderei weiter angeheizt.

"Immer wieder wird verbreitet, es gebe zu viele Elefanten. Doch die grassierende Wilderei dezimiert die Bestände in vielen afrikanischen Staaten dramatisch", warnt Freyer. Pro Wildlife unterstützt in Zentralafrika Einsätze gegen illegalen Elfenbeinhandel und Korruption, um die Ursachen der Wilderei zu bekämpfen.

Auch die Wilderei auf Nashörner ist in den letzten Jahren dramatisch angestiegen: 2011 wurden laut Pro Wildlife allein in Südafrika 448 Nashörner gewildert, in diesem Jahr wurden schon 80 Tiere getötet. In Deutschland haben kriminelle Banden aus Museen und bei Großwildjägern in mindestens 13 Fällen 23 Nashorn-Hörner gestohlen. Die Ursache: die hohe Nachfrage und damit gestiegene Preise für Nashornpulver in Asien. Organisierte Wildererbanden sowie korrupte Farmbesitzer und Wildhüter befeuern die Jagd auf die letzten Nashörner.

Lücken in der Artenschutzgesetzgebung erleichtern den internationalen Handel: Südafrika, das Land mit dem größten verbliebenen Nashornbestand, aber auch der größten Wilderei, hat in zweieinhalb Jahren über 180 Genehmigungen für Trophäenjäger ausgestellt, Nashörner abzuschießen - überwiegend an Vietnamesen und Chinesen. Diese nutzen, ebenso wie südafrikanische Jagdanbieter, die Gesetzeslücke aus, dass Jagdtrophäen legal exportiert werden dürfen und schleusen die angeblichen Trophäen in den kommerziellen Handel mit Nashornpulver in Asien ein.

Während Artenschützer ein Jagdmoratorium fordern, um den Betrug über den Jagdtourismus zu stoppen, denkt Südafrikas Regierung darüber nach, den kommerziellen Handel mit Nashorn zu erlauben. "Dabei können die schwindenden Nashornbestände die boomende Nachfrage in Asien niemals decken. Diese absurde Diskussion befeuert die Wilderei nur weiter. Immer wieder wird bei CITES propagiert, die Freigabe des Handels mit bedrohten Arten bringe Devisen für den Artenschutz und könne den illegalen Handel eindämmen. Doch die derzeitige Massen-Wilderei auf Elefanten und Nashörner beweist, wie fatal solche Experimente sind", so Freyer.

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