cccBerlin. - Gut ein Jahr nach dem Start der internationalen "Killer Jeans"-Kampagne der Kampagne für Saubere Kleidung (CCC) zeigt eine neue Studie, dass die gesundheitsschädliche Sandstrahltechnik in vielen Zulieferfirmen der Modeindustrie immer noch zum Einsatz kommt. Die Studie belegt, dass sich nach dem 2009 erfolgten Verbot der Sandstahltechnik in der Türkei ein Großteil der Jeansproduktion auf weniger regulierte Länder wie Bangladesch verlagert hat.

Für den Bericht "Deadly Denim" hat die CCC in bangladeschischen Fabriken recherchiert, ob das von vielen Markenfirmen – wie z.B. H&M, Levi's, C&A, Esprit, Lee, Zara – ausgesprochene Sandstrahl-Verbot auch dort umgesetzt wird. Die Ergebnisse sind der Kampagne zufolge mehr als ernüchternd.

"In der Fabrik sieht es aus wie in einer Wüste während eines Sandsturms", beschreibt einer der interviewten Arbeiter die Situation. Er und seine KollegInnen leiden an Atemproblemen und chronischem Husten und werden gezwungen, bis zu 12 Stunden in den veralteten, staubigen Fabriken auszuharren. "Es ist unmöglich, die von den Auftraggebern geforderten Designvorgaben in der Kürze der Zeit mit andern Techniken als dem Sandstrahlen zu erfüllen", so ein Fabrikmanager.

In manchen Fabriken wird laut CCC der Sandstrahlprozess gar bewusst auf die Nacht verlegt, um mögliche Inspektionen zu umgehen. Fast die Hälfte der befragten ArbeiterInnen identifizieren H&M, Levi’s, C&A, D&G, Esprit, Lee, Zara and Diesel als Käufer der in ihrer Fabrik hergestellten Produkte. Bis auf D&G hatten alle Firmen im letzten Jahr als Reaktion auf den Druck der "Killer-Jeans"-Kampagne das Sandstrahlen verboten.

Die Studie dokumentiert weiter, dass neben dem manuellen auch das Kabinensandstrahlen in Bangladesch tödliche Risiken bringt. Die Kabinen seien zumeist nicht komplett abgedichtet, sodass der Staub entweichen könne und weitere Personen, die im gleichen Raum z.B. Sortier- oder Putzarbeiten ausführen, gefährdet würden. Zudem wurde festgestellt, dass medizinisches Fachpersonal in Bangladesch kaum über den Zusammenhang von Sandstrahlen und Silikose informiert sei. Erkrankte ArbeiterInnen würden daher oft nicht korrekt diagnostiziert und behandelt.

"Es ist schockierend, dass Unternehmen das Sandstrahlen verbieten, um ihren Ruf zu retten, gleichzeitig aber weiterhin die Arbeiterinnen und Arbeiter einer tödlichen Gefahr aussetzen!", kritisierte Lars Stubbe, Eilaktionskoordinator der Kampagne für Saubere Kleidung bei INKOTA. "Markenfirmen müssen ihre Designvorgaben so anpassen, dass Jeans nicht sandgestrahlt werden müssen. Außerdem müssen sie sämtliche Formen dieser 'Veredelungspraxis' verbieten und für die Überprüfung des Verbots mit lokalen Gewerkschaften und NGOs kooperieren."

Markenfirmen sollten nur noch in Zulieferbetrieben produzieren, die weder manuell noch in Kabinen sandstrahlen lassen, so Stubbe. Auf der politischen Ebene verlangt die CCC, dass die Regierungen von Produktionsländern nationale Sandstrahlverbote erlassen und dass die EU und die bundesdeutsche Regierung ein Importverbot für sandgestrahlte Jeansprodukte prüfen.

www.saubere-kleidung.de
www.inkota.de

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