landmatrix_100Berlin. - Die ärmsten Staaten Afrikas trifft der Ausverkauf von Land am härtesten. Das zeigt die erste Datenbank zum "Land Grabbing", die jetzt auf der Land-Konferenz der Weltbank in Washington vorgestellt wurde. Die "Land Matrix" ist die erste systematische Erfassung von mehr als 1.217 internationalen Land-Transaktionen über 200 Hektar der vergangenen zehn Jahre.

Die internationale Hilfsorganisation Oxfam hat die Erstellung der "Land Matrix" unterstützt, die ein Projekt der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), des German Institute for Global and Area Studies (GIGA) und internationaler Forschungseinrichtungen ist.

"Mit wenigen Klicks gibt Land Matrix Antworten auf drängende Fragen wie: Wer investiert wo und warum? Welche Trends können wir beobachten?"

, erklärte Professor Jann Lay vom GIGA. "Mangel an Transparenz ist ein großes Hindernis für die Förderung von Verantwortlichkeit und verbesserten Entscheidungen über Land und Investment. Land Matrix ist ein signifikanter Schritt in Richtung eines verbesserten Zugangs zu Informationen und in Richtung einer offenen Debatte über diesen Trend", ergänzte Madiodio Niasse, Direktor des Sekretariats der International Land Coalition.



Land Matrix soll Wissenschaftler, Regierungen und Firmen dazu ermutigen, weitere Daten über Landerwerb freizugeben. Auch für die breite Öffentlichkeit steht die innovative Plattform zum Informationsaustausch zur Verfügung, um nicht zuletzt durch die Bereitstellung des kollektiven Wissens Qualität und Verlässlichkeit der Datenbank zu verbessern. Die Website bietet die Möglichkeit, Entwicklungstrends bezüglich Land und Investitionen kontinuierlich zu beobachten.

Eine genaue Untersuchung der Daten zeige, so das GIGA, dass fast die Hälfte des betroffenen Landes bereits landwirtschaftlich genutzt wurde. Ausländische Investoren konkurrieren also mit Kleinbauern um Land.

 "Der Erwerb von Land findet oft in Regionen mit hoher Bevölkerungsdichte statt, in denen Land nicht brach liegt", sagte Markus Giger vom Centre for Development and Environment (CDE) an der Universität Bern.

Besonders viele und große Landtransaktionen dokumentiert die Matrix für die Länder Äthiopien, Sudan, Mozambik, Tansania, Madagaskar, Sambia und die Demokratische Republik Kongo. "Genau das sind Länder teils mit ernsten Hungerproblemen. Viele der Landübernahmen betreffen Flächen, auf denen Nahrungsmittel für die örtliche Bevölkerung angebaut wurden", kritisierte Frank Braßel, stellvertretender Kampagnenleiter von Oxfam Deutschland. "Die Erträge dieser Flächen werden nicht einmal zu einem Prozent auf den lokalen Märkten verkauft." Die Erträge sind überwiegend für den Export bestimmt.

Laut Matrix haben sich seit dem Jahr 2000 internationale Investoren mindestens 83 Millionen Hektar angeeignet. Dies sei meist ohne ernsthafte Konsultation mit den bisherigen Siedlern und Siedlerinnen geschehen, so Oxfam. Am meisten Land kauften oder pachteten demnach Firmen aus China, Saudi-Arabien, Europa und den USA. In Afrika sind fast fünf Prozent der gesamten landwirtschaftlichen Nutzfläche von Land Grabbing betroffen. Unter Land Grabbing versteht Oxfam die Investition in Pacht oder Kauf von Land, bei der Investoren die Rechte und Bedürfnisse ländlicher Bevölkerungsgruppen, die das Land bearbeiteten oder dort lebten, ignorieren.

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Quelle: Land Matrix

Zudem zeigt die Matrix Oxfam zufolge, dass die Großplantagen auf den angeeigneten Flächen den Wasserverbrauch in den afrikanischen Ländern stark steigen lassen. "Land und Wasser sind zentral für die Ernährung der Menschen. Es ist unfair, die Bedürfnisse reicher und aufstrebender Staaten und internationaler Unternehmen auf dem Rücken der in Armut lebenden Menschen in Afrika auszutragen. Dieser seit der Kolonialzeit größte Landraub muss durch international verbindliche Regeln gestoppt werden", forderte Frank Braßel.

www.landportal.info/landmatrix

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