zurlagederwelt2012_80Berlin. - Die weltweit wachsende Konsumgesellschaft zerstört die Lebensgrundlage von Menschen und Ökosystemen, warnt der aktuelle Bericht "Zur Lage der Welt 2012" des führenden US-amerikanischen Umweltinstituts Worldwatch, dessen deutsche Ausgabe am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Es verbleibe nur noch wenig Zeit, um den Umbau der Weltwirtschaft hin zu einer grünen Ökonomie voranzutreiben und die Vorstellung vom "guten Leben" neu zu definieren, so das Fazit der rund 35 Autoren des Berichts.

Wenige Wochen vor dem Auftakt der UN-Konferenz für Nachhaltige Entwicklung im Juni in Rio de Janeiro präsentieren die Autorinnen und Autoren des Berichts praktische Vorschläge, wie Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft eine grüne und faire Lebensweise befördern können. Sie schlagen u.a. vor, mit Hilfe des sog. "Top-Runner"-Programms Anreize für den Kauf von nachhaltigen Produkten zu schaffen. Auch plädieren sie für eine Berücksichtigung von Umweltschäden bei der Besteuerung von Produkten und für eine ökonomische Aufwertung von Ökosystemen, die für lebenswichtige Funktionen wie für sauberes Wasser, fruchtbare Böden oder ein stabiles Klima sorgen. Vor allem Deutschland könne mit der Energiewende weltweit ein positives Zeichen setzen.

"Ich begrüße es, dass das UN-Umweltprogramm (UNEP) das Thema "Green Economy" auf die globale Agenda setzt und aufzeigt, welche positiven Effekte grüne Investitionen auf Beschäftigung, Ressourcen, Emissionen und Umwelt haben könnten", sagte Michael Renner, Projektleiter des Berichts "Zur Lage der Welt 2012" am Worldwatch Institut. "Die Vereinten Nationen zeigen der Welt: Grüne Wirtschaft rechnet sich. Doch eine grüne Wirtschaft entsteht nicht aufgrund von Lippenbekenntnissen. Nur wenn die Staatengemeinschaft den Mut hat, staatliche Rahmenbedingungen zu schaffen, kann die Weltwirtschaft innerhalb ökologischer Grenzen florieren. Deutschland und die Europäische Union sind ein wichtiger Treiber in Rio, sie sollten sich Ende Juni mit ihren umfassenden Erfahrungen mutig und intensiv einbringen."

Herausgeber der deutschen Ausgabe des Berichts "Zur Lage der Welt 2012" sind die Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch. Ralf Fücks, Vorstand der grünnahen Heinrich-Böll-Stiftung, erklärte: "Ein 'Green New Deal' für Europa ist nicht nur klimapolitisch notwendig. Er ist zugleich ein zentraler Beitrag zur Überwindung der europäischen Schuldenkrise. Europa wird sich aus der aktuellen Schuldenkrise nicht durch bloße Sparpolitik befreien können. Es braucht nachhaltiges Wachstum, um die öffentlichen Haushalte wieder ins Gleichgewicht zu bringen, die grassierende Arbeitslosigkeit zu überwinden und den Sozialstaat zu finanzieren. Der Aufbau eines europaweiten Verbunds erneuerbarer Energien und die Modernisierung der Stromnetze wird Europa an die Spitze der grünen industriellen Revolution katapultieren."

Klaus Milke, Vorstandsvorsitzender von Germanwatch, unterstrich die Bedeutung einer umfassenden Verantwortung der Unternehmen: "Ohne die positive Beteiligung der Wirtschaft ist eine Green Economy nicht hinzubekommen. Gerade deutsche Unternehmen sollten sich auch für eine verbindliche politische Rahmensetzung stark machen. Gute Unternehmensführung auf freiwilliger Basis reicht nicht aus. Zum Beispiel schaffen nur gesetzliche Offenlegungspflichten die notwendige Transparenz."

Die deutsche Ausgabe von "State of the World 2012. Moving Toward Sustainable Prosperity" des Worldwatch Instituts ist unter dem Titel "Zur Lage der Welt 2012. Nachhaltig zu einem Wohlstand für alle. Rio 2012 und die Architektur einer weltweiten grünen Politik" im oekom-Verlag erschienen (München 2012, 320 Seiten, 19,95 Euro, ISBN 978-3-86581-290-2).

www.zurlagederwelt.de

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