rioplus20_150Berlin. - Eine Gruppe von 18 Wissenschaftlern und Aktivisten der Zivilgesellschaft aus aller Welt hat am Dienstag einen gemeinsamen Bericht mit dem Titel "No future without justice" veröffentlicht. Zwei Wochen vor der UN-Konferenz über nachhaltige Entwicklung (Rio+20), verlangt der Bericht wesentliche politische Veränderungen, um die grundlegenden Ursachen der vielfältigen Krisen der Welt zu überwinden.

"Die Regierungen müssen endlich Lehren aus den globalen Krisen ziehen, die konventionellen Entwicklungskonzepte und –ziele hinterfragen und die Modelle und Maßstäbe für Entwicklung und sozialen Fortschritt überdenken - im Norden wie im Süden", heißt es in dem Bericht. "Rio+20 und die aufkommenden Diskussionen über eine globale Entwicklungsagenda nach dem Jahr 2015 bieten einmalige Gelegenheiten, das gegenwärtige Entwicklungsparadigma zu überwinden und Strategien für einen ganzheitlichen, rechtebasierten Entwicklungsansatz zu entwickeln."

Die Regierungen hätten es bisher versäumt, ihre Politik in Einklang mit den vereinbarten Grundsätzen der Nachhaltigkeit und der Menschenrechte zu bringen, kritisieren die Autoren des Berichts, unter ihnen Danuta Sacher von terre des hommes Deutschland, Ernst Ulrich von Weizsäcker, Hubert Schillinger (Friedrich Ebert Stiftung), Jens Martens und Wolfgang Obenland (Global Policy Forum). Stattdessen sei die Politik viel zu oft sektoral fragmentiert und weiterhin durch ein übermäßiges Vertrauen in das Wirtschaftswachstum und die Selbstregulierung der Märkte gekennzeichnet.

"Neue Konzepte wie 'grünes Wachstum' sind bestenfalls Versuche, die Symptome der Probleme anzugehen, ohne ihre Ursachen zu bewältigen", heißt es in dem Bericht mit Blick auf die Rio-Konferenz. Stattdessen seien grundlegenden Veränderungen auf drei Ebenen notwendig:
  • Wandel der Denkweisen, der Leitbegriffe und Indikatoren von Entwicklung und Fortschritt.
  • Wandel in der Wirtschafts-, Finanz-, Umwelt- und Sozialpolitik, um soziale Ungleichheiten und die Zerstörung der Natur zu überwinden und nachhaltiges Wirtschaften zu stärken.
  • Wandel von Institutionen und Governance-Mechanismen auf nationaler und internationaler Ebene.

Die Civil Society Reflection Group on Global Development Perspectives (so der offizielle Name der Gruppe) unterbreitet in ihrem Report konkrete Vorschläge für fiskalische und regulatorische Reformen. Die Gruppe fordert eine substantielle Stärkung demokratischer Governance auf nationaler und globaler Ebene und formuliert Rahmenbedingungen und Prinzipien für Globale Nachhaltigkeitsziele (Global Sustainability Goals).

Der vollständige Bericht ist in der Serie Development Dialogue (Development Dialogue Nr. 59/Juni 2012) der Dag Hammarskjöld Foundation in Zusammenarbeit mit Social Watch, Third World Network, Development Alternatives with Women for a New Era (DAWN), der Friedrich-Ebert-Stiftung, Global Policy Forum und terre des hommes veröffentlicht.

www.reflectiongroup.org