medicoFrankfurt. - Die Hilfsorganisation medico international hat einen Paradigmenwechsel in der globalen Gesundheitspolitik gefordert. Anlässlich der Vorstellung des Jahresberichtes am Donnerstag in Frankfurt am Main warb medico für die Idee, einen internationalen Fonds für Gesundheit einzurichten, der für einen global getragenen Ausgleich in der Finanzierung nationaler Gesundheitssysteme sorgt.

"Ausgangspunkt jedweder Neuformulierung globaler Gesundheitspolitik sind die fundamentalen Prinzipien Gleichheit, Solidarität und Demokratie", sagte medico-Geschäftsführer Thomas Gebauer. "Alle Überlegungen, wie heute globale soziale Sicherung und damit auch Gesundheit für alle geschaffen werden kann, müssen diesen Prinzipien gerecht werden, sollen die Menschenrechte nicht nur eine schöne Idee bleiben."

Für diese Debatte sei die WHO ein wichtiger Ort. Ihre Rolle müsse gegenüber anderen Akteuren der Weltgesundheit gestärkt werden, so Gebauer. "Voraussetzung für die Stärkung der WHO ist die Verbesserung ihrer demokratischen Kontrolle. Insbesondere gilt es, eine transparente zivilgesellschaftliche Mitsprache zu ermöglichen und zugleich den oft undurchsichtigen Einfluss partikularer Interessengruppen, wie der Pharma-Industrie oder Versicherungswirtschaft, zurückzudrängen. Derzeit befindet sich die WHO an einem Scheideweg: sie ergibt sich entweder voll und ganz den Interessen jener Akteure, die Gesundheit durch die Brille von Konsumismus und Business betrachten, oder sie besinnt sich auf ihren verfassungsgemäßen Auftrag, das Menschenrecht auf Gesundheit durchzusetzen."

Medico präsentierte den neuen Jahresbericht und die Bilanz für 2011. Die Spendensumme ging im vergangenen Jahr demnach leicht zurück und belief sich auf insgesamt 4.944.543,19 Euro. Darin enthalten waren auch weitergeleitete Mittel des "Bündnisses Entwicklung hilft", die zum großen Teil den Opfern der Hungerkatastrophe in Ostafrika zugute kamen. Die Zuschüsse von öffentlicher Seite stiegen auf über fünf Millionen Euro. Die Erhöhung stand vor allem in Zusammenhang mit der Ausweitung der Projektarbeit in Palästina. Die Aufwendungen für Werbung und Verwaltung lagen bei 8,11 Prozent der Gesamtausgaben. Laut Kriterien des Deutschen Zentralinstituts für Soziale Fragen (DZI) gelten Verwaltungskosten unter 10% als niedrig.

"Insgesamt 90 Projekte in über 25 Ländern haben wir 2011 unterstützt", berichtete Gebauer. "Projekte, die sowohl auf unmittelbare Abhilfe drängten, als auch exemplarisch politische Alternativen aufzeigen." Zu den medico-Projekten gehören große Programme wie das humanitäre Minenräumen in Afghanistan oder die Fortsetzung der Wiederaufbauhilfen für Pakistan und Haiti, aber auch viele kleine Projekte, wie z.B. die Kooperation mit ägyptischen Ärzten zur medizinischen Versorgung verletzter Demonstranten auf dem Tahrir-Platz in Kairo.

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