boerse_150Berlin. - Auch für das zweite Quartal 2012 hat die Allianz-Gruppe am Freitag in München hohe Wachstumsraten und kräftige Gewinne verkünden können. Kritikern gegenüber zeigt sich Europas größter Versicherer hingegen eher zugeknöpft: Oxfam wertet den bisherigen Umgang der Allianz mit dem Vorwurf massiver Spekulation mit Nahrungsmitteln als "sehr enttäuschend".

Oxfam hatte diesen Vorwurf im Mai anlässlich der Präsentation der Studie "Mit Essen spielt man nicht! Die deutsche Finanzbranche und das Geschäft mit dem Hunger" erhoben. Ein Treffen zwischen der internationalen Entwicklungsorganisation und der Allianz im Juli habe keine Ergebnisse erbracht, berichtete Oxfam am Freitag in Berlin.

"Die Allianz konnte bislang unsere Vorwürfe nicht entkräften. Vielfach erbetene Details zu den milliardenschweren Geschäften des Unternehmens wurden bislang nicht erbracht", sagte Frank Braßel, Leiter der Oxfam-Kampagne "Mahlzeit!". Andere deutsche Finanzinstitute wie die Deka-Bank und die Landesbank Baden-Württemberg nähmen ihre soziale Verantwortung in diesem Zusammenhang ernster. Aus Sicht von Oxfam zeigt der Kurs der Allianz, dass staatliche Regelungen für die Spekulation mit Nahrungsmittel auf EU-Ebene und auch im Rahmen der G20-Staaten dringend erforderlich sind.

Nach den aktuell zugänglichen Zahlen liege die Allianz-Gruppe, insbesondere mit ihrer Tochtergesellschaft PIMCO, bei Investitionen in Agrarrohstoff-Fonds mit mehr als 6,2 Milliarden Euro deutlich an der Spitze deutscher Banken und Versicherungen, erklärte Oxfam. Zahlreiche Wissenschaftler und Entwicklungsexperten machten die Spekulation mit Weizen oder Mais für stark schwankende Preise und die Verstärkung von Hungerkrisen in der Welt mit verantwortlich.

"Wir wissen, dass der genaue Anteil der Spekulation am Zuwachs des Hungers schwer zu beziffern ist, aber bereits ein Prozent würde millionenfaches Elend bedeuten. Die Allianz darf nicht dazu beitragen, dass arme Menschen in Entwicklungsländern hungern", warnte Braßel. Der aktuelle Preisanstieg aufgrund der Dürre in den USA und Russland werde durch Spekulanten an den Getreidebörsen noch verstärkt.

Oxfam Deutschland hat entschieden, die bislang im Rahmen seiner innerbetrieblichen Altersvorsorge genutzte Allianz-Police vorerst nicht mehr anzubieten und sich für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit bestehenden Verträgen um Alternativen zu bemühen. Für die Entwicklungsorganisation wäre es "unverantwortlich", Gelder ihrer Angestellten einem Unternehmen zu geben, das mit milliardenschweren Spekulationsdeals den Hunger unter den Ärmsten dieser Welt verschärft.

"Wir wissen, dass viele der 19 Millionen Kundinnen und Kunden der Allianz in Deutschland ähnlich denken. Das Versicherungsunternehmen spricht gern von Risikomanagement, doch dies sollte nicht nur für die Investoren gelten", betonte Oxfam-Geschäftsführerin Marion Lieser.

www.oxfam.de

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