wfp_iconBerlin. - Das World Food Programme (WFP) der Vereinten Nationen hat vor einer globalen Preiskrise für Nahrungsmittel gewarnt. Die neuen Ernteprognosen des US-Agrarministeriums ließen aufgrund der Rekorddürre in den USA dramatische Ernteausfälle und weltweit explodierende Getreidepreise befürchten, erklärte die weltgrößte humanitäre Organisation am Dienstag in Berlin.

"Die neuesten Ernteaussichten lassen das Schlimmste befürchten", sagte Ralf Südhoff, Leiter des WFP in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Der Welt droht die dritte Preiskrise für Nahrungsmittel binnen nur fünf Jahren. Dies trifft Millionen Menschen umso härter, da sie keine Chance hatten, sich von den vorherigen Krisen zu erholen."

Das US-Agrarministerium geht nach neuesten Prognosen von drastischen US-Ernteausfällen aufgrund der Rekorddürre aus. Insbesondere die Maisernte werde um 17 Prozent niedriger ausfallen. Die USA sind der größte Produzent und Exporteur von Mais. Nach Angaben der Weltbank ist der Maispreis seit Juni diesen Jahres bereits um 45% gestiegen. Nach WFP-Schätzungen wird dies auch drastisch die Preise für andere Getreide in die Höhe treiben.

Der Preis für Weizen ist laut Weltbank im selben Zeitraum bereits um rund 50% gestiegen. Grund hierfür sind auch heftige Regenfälle in vielen europäischen Staaten, während Bauern in Russland, der Ukraine und Kasachstan die große Trockenheit zu schaffen macht. Auch weltweit sei daher mit einer niedrigeren Getreideernte zu rechnen, so das WFP.

Der UN-Preisindex für Getreide ist allein im Juli um fast 40% auf 260 Punkte gestiegen. Er lag damit höher als der Jahreswert 2008. Die Welternährungskrise begann 2008 und hatte weltweite Hungerrevolten zur Folge.  

Insbesondere Rekordpreise für Getreide haben laut WFP unmittelbare Auswirkungen auf bis zu 80% der Weltbevölkerung. Getreide sind das entscheidende Grundnahrungsmittel für weite Teile der Weltbevölkerung. Vier von fünf Menschen weltweit leben zugleich ohne jede soziale Absicherung, explodierende Nahrungsmittelpreise drohen sie unmittelbar zu treffen und ihre Ernährung zu gefährden.

Die Preisschocks haben auch für die weltweite Ernährungshilfe dramatische Folgen. Das WFP muss im Jahr 2012 rund 75 Millionen Menschen mit Ernährungshilfe unterstützen. Auch das WFP leidet jedoch unter stark steigenden Nahrungsmittelpreisen und muss ohne zusätzliche Mittel unweigerlich Rationen kürzen und Hilfen einstellen, was insbesondere nachhaltige Programme zur Ernährungssicherung bedroht.

"Schon ein Preisanstieg von 10% für die entsprechenden Nahrungsmittel belasten das WFP-Budget mit US$ 200 Millionen zusätzlichen Kosten", sagte Ralf Südhoff. "Wir drohen erneut schlimme Entscheidungen treffen zu müssen: Welcher Hungernde erhält Hilfe, und welcher nicht?"  

wfp.org/de

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