zukunftsstiftung_landwirtschaft_100Berlin. - Erstmals ist in Argentinien die Vergiftung von Menschen mit Pestiziden bestraft worden. Eine Strafkammer des obersten Gerichtshofes der Provinz Córdoba verurteilte jetzt den Soja-Anbauer Francisco Parra und den Piloten Edgardo Pancello wegen des Versprühens der Pestizide Glyphosat und Endosulfan über bewohntem Gebiet zu drei Jahren Gefängnis auf Bewährung und gemeinnütziger Arbeit.

Ein dritter Angeklagter, ebenfalls Soja-Produzent, wurde aus Mangel an Beweisen freigesprochen. "Ein historisches Urteil", kommentierte Sofía Gatica, eine der Klägerinnen, "doch dass die Strafe zur Bewährung ausgesetzt wurde, verspottet die Opfer!" Gatica kämpft zusammen mit anderen Müttern aus Ituzaingó Anexo, einem von Agrarflächen umgebenen Vorort der Provinzhauptstadt Córdoba, gegen das Versprühen von Pestiziden mit Flugzeugen. Nachdem sie selbst eine Tochter drei Tage nach deren Geburt wegen Nierenversagens verlor, hatte sie die Umwelterkrankungen in ihrem Viertel minutiös dokumentiert.

Immer mehr Menschen klagten in den Soja-Anbaugebieten Argentiniens über die Folgen des Pestizideinsatzes, der mittlerweile 370 Millionen Liter pro Jahr erreiche, berichtet die Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Doch bisher decke die Regierung das agroindustrielle Chemiekonzept. Sojaexporte nach Europa und China gehörten zu den wichtigsten Devisen-Einnahmen des Landes. Der Anbau habe sich durch den Einsatz von Gentechnik-Soja der Firma Monsanto, die gegen das Pestizid Roundup resistent ist, enorm ausgeweitet.

Schon Ende 2001 begann eine Gruppe von Müttern sich um die Gesundheit der Nachbarschaft Sorgen zu machen, als sie das auffällig häufige Auftreten von Erkrankungen, Fehlgeburten und Missbildungen bemerkte. Seitdem kämpfen sie gegen das Versprühen von Pestiziden wie Monsantos Roundup (Glyphosat). Der massive öffentliche Druck der "Mütter von Ituzaingó" hatte nun erstmals bewirkt, dass am 11. Juni ein Gerichtsverfahren eröffnet wurde.

Die Forderungen der Kläger, den Einsatz von Agrochemikalien einzuschränken, werde von Ärzten, Biologen, Agrarwissenschaftlern, Menschenrechtsanwälten, Umweltjournalisten und Bürgern unterstützt, so die Zukunftsstiftung Landwirtschaft. Ihre Beschwerden seien jedoch immer wieder von der Polizei und der Justiz im ganzen Land abgelehnt worden. Im aktuellen Verfahren wurden die Anklagen schließlich erhört.

Für ihren Mut und ihren über zehnjährigen Kampf wurde Sofía Gatica im Frühjahr 2012 mit dem renommierten "Goldman Environmental Prize" ausgezeichnet. Am 4. und 5. September werden Sofía Gatica und Maria del Milagro Godoy von den "Madres de Ituzaingó" bei der diesjährigen GMO Free Europe Konferenz in Brüssel über ihre Erfahrungen berichten. Denn die Gentechnik-Soja, die in ihrer Heimat mit Pestiziden besprüht wird, landet vor allem in europäischem Tierfutter. Die industrielle Produktion von billigem Fleisch in Europas Mastfabriken ist abhängig vom Import von Millionen Tonnen Gentechnik-Soja aus Südamerika.

www.gmo-free-regions.org
www.zs-l.de

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