tibet_iniBerlin. - Vor dem Kommunistischen Parteitag in Peking hat es in Tibet mindestens vier neue Selbstverbrennungen gegeben. Ein fünfter Fall ist bislang nicht bestätigt. "Mit dem Parteikongress und dem anstehenden Führungswechsel in Peking bietet sich für China die historische Chance, seine Tibet-Politik neu auszurichten", sagte die Geschäftsführerin der Tibet Initiative Deutschland (TID), Nadine Baumann, am Donnerstag in Berlin. "Die Selbstverbrennungen zu diesem Zeitpunkt zeigen auf drastische Weise, wie dringend hier Handlungsbedarf besteht."

Die Selbstverbrennungen seien der verzweifelte Ausdruck eines Volkes, das sich im politischen Gefüge der Volksrepublik nicht repräsentiert sehe, erklärte die TID. Sie berichtete, am 7. November hätten sich in der chinesischen Provinz Sichuan der 15-jährige Dorjee, der 16-jährige Samdup sowie der ebenfalls 16-jährige Dorjee Kyab angezündet. Alle drei seien Mönche des Klosters Ngoshul in Ngaba gewesen. Während Dorjee an seinen schweren Verletzungen gestorben sei, seien die beiden anderen Mönche in ein Krankenhaus gebracht worden. Am selben Tag habe sich auch die 23-jährige Nomadin Tamdin Tso in Rebkong in der chinesischen Provinz Qinghai in Brand gesetzt. Auch sie sei ihren Verletzungen erlegen.

Der Nationale Volkskongress wird auf diesem Parteitag, der am Donnerstag eröffnet wurde, voraussichtlich den Vizepräsidenten und stellvertretenden Vorsitzenden der Zentralen Militärkommission, Xi Jinping, zum Nachfolger des scheidenden Staatspräsidenten Hu Jintao bestimmen. "Die neue Führungsgeneration ist die erste, die nicht von Mao Zedong oder Deng Xiaoping ausgewählt wurde", sagte Baumann. "Dass Xi Jinpings Vater persönlich mit dem Dalai Lama bekannt war und in der Tibet-Frage als kompromissbereit galt, gibt zudem Anlass für vorsichtigen Optimismus."

Gleichzeitig habe die Vergangenheit aber immer wieder gezeigt, wie schwer sich China mit Reformen tue, sagte Baumann. Zu groß sei die Angst der Machtelite, ein ähnliches Schicksal wie die Sowjetunion zu erleiden. Auch die neue Führung werde alles tun, um den Einparteienstaat, die nationale Einheit und das Wirtschaftswachstum nicht zu gefährden.

Die Tibet Initiative Deutschland e.V. (TID) setzt sich seit ihrer Gründung 1989 für das Selbstbestimmungsrecht des tibetischen Volkes und die Wahrung der Menschenrechte in Tibet ein. Sie verfügt über bundesweit fast 60 ehrenamtliche Regionalgruppen oder Kontaktstellen mit nahezu 2.000 Mitgliedern.

www.tibet-initiative.de

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