gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die geplante europäische Mission zur Ausbildung von Soldaten in Mali als "kurzsichtige Maßnahme" kritisiert. "Ohne eine Reform des gesamten Sicherheitssektors in Mali und ohne eine klare politische Linie einer allseits anerkannten Regierung wird die Ausbildungsmission scheitern", warnte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen.

Nicht nur Malis Armee sei schlecht ausgebildet, mangelhaft ausgerüstet, demotiviert und zerstritten, erklärte die GfbV. Auch Malis Politiker seien sich so wenig einig, dass sie zu einem glaubwürdigen politischen Dialog mit den aufständischen Tuareg und anderen vernachlässigten Bevölkerungsgruppen im Norden des Landes nicht in der Lage sein werden. Ohne begleitende Verhandlungen jedoch könne eine militärische Intervention höchstens ein kurzfristiger Schlag gegen islamistische Gruppierungen sein, jedoch keinen dauerhaften Frieden bringen.

Die Außen- und Verteidigungsminister Deutschland, Frankreichs, Polens, Italiens und Spaniens beraten am Donnerstag in Paris über die Modalitäten einer Ausbildung malischer Soldaten durch europäische Militärexperten. So soll die Armee bei der Rückeroberung des von radikalen Islamisten kontrollierten Nord-Mali unterstützt werden.

Nach Auffassung der GfbV sind jedoch die Ziele einer Militärintervention, für die die Soldaten ausgebildet werden sollen, noch immer nicht eindeutig definiert. So sei unklar, ob die radikal-islamischen Kämpfer nur aus den Städten vertrieben werden sollen, um den Eindruck zu erwecken, Malis Armee kontrolliere wieder alle Landesteile, oder ob alle islamistischen Gruppen vollständig zerschlagen werden sollen. Außerdem liege noch immer kein Zeit- und Finanzplan vor.

Deutschland besteht zwar auf baldigen Wahlen in Mali, um legitimierte Verhandlungspartner zur Suche einer politischen Lösung des Konflikts in Nord-Mali zu bekommen. "Doch allen führenden Politikern des westafrikanischen Landes fehlt es an politischem Willen, die Ursachen des Konflikts zu bekämpfen", warnte Delius. "Deutschland muss darauf drängen, dass mit den Tuareg und anderen Bevölkerungsgruppen ein ernsthafter Dialog aufgenommen wird."

Nachdrücklich erinnerte Delius an das Schicksal der rund 500.000 Flüchtlinge aus Nord-Mali, die auf humanitäre Hilfe angewiesen sind. Sie benötigten dringend mehr Unterstützung. Die internationale Gemeinschaft habe bisher nur 49 Prozent der für Nothilfe in Mali benötigten 214 Millionen US-Dollar zur Verfügung gestellt. "Die Militärintervention und Ausbildungsmission werden ein Vielfaches kosten", sagte Delius, "die humanitäre Hilfe für die Menschen aus Nord-Mali muss deutlich erhöht werden."

www.gfbv.de

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