misereorAachen. - Nach dem verheerenden Wirbelsturm "Sandy" droht auf Haiti in den kommenden Monaten eine Ernährungskrise. Das berichtete am Donnerstag Kurt Habermeier, der auf der Karibikinsel als Berater von Misereor tätig ist und in ständigem Kontakt zu wichtigen Partnerorganisationen des katholischen Hilfswerkes steht.

Als Grund für die sich zuspitzende Lage nannte Habermeier mehrere Gründe: Zum einen habe der Wirbelsturm einen erheblichen Teil der angepflanzten Lebensmittel zerstört und auch zu Verlusten in den Viehbeständen geführt. Zum anderen sei schon im ersten Halbjahr dieses Jahres aufgrund zu geringen Regens eine schlechte Ernte verzeichnet worden.

Darüber hinaus machen Habermeier zufolge insbesondere der armen städtischen Bevölkerung die sehr hohen Preise für Nahrungsmittel auf dem Weltmarkt zu schaffen. 60 Prozent der in Haiti konsumierten Nahrungsmittel wie Reis, Mais, Bohnen und Milchprodukte müssten importiert werden. Die Situation sei auch deshalb so ernst, weil immense strukturelle Probleme die landwirtschaftliche Produktion auf der Insel stark beeinträchtigten: Entwaldung, Bodenerosion, Verlust von fruchtbarem Ackerland und landwirtschaftlichen Flächen, extreme ländliche Armut und zunehmende Landflucht.

"Außerdem ist Haiti Opfer des globalen Klimawandels: Wirbelstürme und Trockenperioden werden häufiger, Überschwemmungen und Dürrephasen wechseln sich ab. Deshalb werden die Aussichten auf eine gute Ernte von Jahr zu Jahr geringer", warnte Habermeier.  

Misereor sieht den Ausweg aus diesem Teufelskreis in der Förderung nachhaltiger bäuerlicher, ökologischer Landwirtschaft. Das Hilfswerk unterstützt über 20 Projekte im Bereich Agrarökologie / nachhaltige bäuerliche Landwirtschaft in Haiti. Die haitianischen Partnerorganisationen sind in der Plattform für Agrarökologie und nachhaltige Entwicklung (PADED) zusammengeschlossen, die auf der Basis von Erfahrungsaustausch und Fortbildungsmaßnahmen eine gemeinsame Vision für die ländliche Entwicklung Haitis schafft. PADED begleitet mehr als 17.500 Bauernfamilien. Diese sind organisiert in Solidargruppen, lokalen und regionalen Verbänden und formen zusammen eine eigenständige, ökologisch orientierte Bauernbewegung.

Ende Oktober waren infolge des Wirbelsturms "Sandy" auf Haiti mehr als 50 Menschen getötet worden. Straßen, Brücken und Häuser wurden in beträchtlicher Zahl zerstört. Zwei Monate zuvor hatte schon der Wirbelsturm "Isaac" Haiti heimgesucht und vor allem die Region verwüstet, in der die Menschen immer noch unter den katastrophalen Schäden durch das Erdbeben im Januar 2010 leiden.  

Verstärkt aktiv wird Misereor derzeit auch in Guatemala, wo 1,2 Millionen Menschen mit den Folgen des Erdbebens der Stärke 7,4 von Anfang November zu kämpfen haben. Die dortige Partnerorganisation "Movimiento de Trabajadores Campesinos" (MTC), deren Bürogebäude durch die Erdstöße ebenfalls zerstört wurde, ist derzeit gemeinsam mit anderen Organisationen mit den Planungen für den erdbebensicheren Wiederaufbau von Häusern beschäftigt und dazu auf die finanzielle Unterstützung des Aachener Hilfswerks angewiesen. Zur Linderung der akuten Nöte und zur langfristigen Unterstützung der Menschen in den genannten Regionen bittet Misereor dringend um Spenden.   

www.misereor.de

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