gfbvGöttingen. - Zum Internationalen Tag der Migranten am 18. Dezember hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein konsequenteres Vorgehen gegen Menschenhändler am Golf von Aden gefordert, die Migranten aus Äthiopien willkürlich entführen, foltern und ermorden. Wie die GfbV am Montag in Göttingen berichtete, sterben mehrere zehntausend Migranten und Flüchtlinge jedes Jahr bei dem gefährlichen Versuch, die Küste des Jemen zu erreichen.

Viele Migranten, die den Jemen erreichen, werden dort erneut Opfer von Menschenhändlern, so die GfbV: Sie werden entführt und nur nach Zahlung eines Lösegeldes freigelassen. Andere erleiden sexuelle Übergriffe.

"Nirgendwo in der Welt werden Migranten grausamer behandelt als im Golf von Aden. Doch ihr tragisches Schicksal, das ganz im Schatten der Boatpeople von Lampedusa im Mittelmeer steht, wird von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

"Es ist ungeheuerlich und kaum fassbar, wie skrupellose Menschenhändler mit den Migranten schon während der Überfahrt umgehen", sagte Delius weiter. "Mehrere Überlebende haben unabhängig voneinander berichtet, dass alle 'Passagiere' der kleinen Boote gefesselt wurden. So können noch mehr Personen transportiert werden und es gibt keine Gegenwehr, wenn ein Teil der 'Fracht' über Bord geworfen werden muss, etwa bei Stürmen oder auch nur, um die überladenen Boote zu erleichtern."

Die meisten Flüchtlingsboote starten in Äthiopiens Nachbarland Djibouti, einem engen Verbündeten Frankreichs. Ziel der Migranten ist meist Saudi-Arabien. Dort hoffen sie Arbeit zu finden.
 
Im Jemen stehen die Menschen vor neuen Gefahren, schilderte Delius den Leidensweg der Migranten. Beim Warten auf Möglichkeiten, nach Saudi-Arabien zu gelangen, würden viele Opfer von Verschleppung, sexueller Übergriffe und massiver Diskriminierung. Vor allem Frauen seien gefährdet, aber auch Männer würden wie Freiwild behandelt. Menschenhändler und kriminelle Banden entführten Migranten und folterten sie. Sie würden erst freigelassen, wenn ihre Verwandten ein hohes Lösegeld bezahlt haben.

Die Behörden des Jemen gehen nach Darstellung der GfbV nicht konsequent gegen diese Menschenhändler vor. Flüchtlingshilfsorganisationen wie der Dänische Flüchtlingsrat, hätten das grausame Schicksal vieler Migranten im Jemen ausführlich dokumentiert. Auch das UN-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) habe mehrfach einen besseren Schutz der Ankömmlinge aus Äthiopien gefordert.
 
Allein zwischen Januar und Oktober 2012 sind nach GfbV-Angaben 90.000 Migranten und Flüchtlinge aus Äthiopien, Eritrea und Somalia im Jemen gelandet. Mindestens doppelt so viele haben nach GfbV-Schätzungen den gefährlichen Seeweg gewählt. Die Hälfte von ihnen habe die rettende Küste nicht erreicht.

Rund zwei Drittel der Migranten, die lebend im Jemen ankamen, stammen aus Äthiopien, berichtete die GfbV. Sie wollten in Saudi-Arabien nach Arbeit suchen. Viele seien bestens ausgebildete Universitätsabsolventen, die in ihrem Land trotz zweistelligen Wirtschaftswachstums keine Arbeit finden. Andere seien verarmte Bauern der ethnischen Gruppe der Oromo, die oft Opfer von Landraub und Verelendung wurden.      
 
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