EEDBonn (epo). - Der Evangelische Entwicklungsdienst (EED) hat an die Bundesregierung appelliert, sich einer Aufweichung der Pläne zur Halbierung der Armut bis 2015 auf dem morgen beginnenden UN-Gipfel zu widersetzen. Zugleich solle sich Deutschland insbesondere für die Förderung von Bildung einsetzen, die zentrale Voraussetzung für Entwicklung sei, sagte der EED-Vorstandsvorsitzende Konrad von Bonin am Dienstag bei der EED-Jahrespressekonferenz in Bonn.

"Das Ziel Grundschulbildung für alle steht in der Millenniumserklärung an prominenter Stelle. Doch die Realität sieht anders aus: In vielen Krisenregionen sind die Alphabetisierungsraten rückläufig und das südliche Afrika stagniert bei unter 70 Prozent", warnte Konrad von Bonin. Gerade in Krisenregionen hielten häufig die Kirchen den Schulbetrieb unter erheblichen Kraftanstrengungen mit aufrecht.

Der EED-Vorstandsvorsitzende forderte die Bundesregierung auf, Bildung zum Schwerpunkt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit zu machen. Er erinnerte dabei an die Zusage des Entwicklungsministeriums aus dem Jahr 2002, stufenweise zu einer Erhöhung des jährlichen Volumens für die Bildungsförderung auf 120 Millionen Euro zu kommen. "Dafür müssen auch die Ausgaben des Entwicklungsministeriums für diesen Sektor transparent gemacht werden. Veröffentlichungen über veraltete ODA-Zusagen allgemein reichen nicht", so der Vorstandsvorsitzende.

Auch für die Bildungsarbeit im Inland stünden viel zu wenig Mittel zur Verfügung, so der EED. Es setze sich der Trend fort, dass Bund und Länder sich aus der Förderung von Entwicklungsinitiativen wie Jugendgruppen, Seminaranbietern, Zeitschriften und Filmen zurückzögen, die in Deutschland das Verständnis für globale Zusammenhänge und Bedürfnisse der Entwicklungsländer wach hielten. "Wir halten den Rückzug aus der Förderung für eine gefährliche Tendenz, die das Fundament für Toleranz und friedliches Zusammenleben von unterschiedlichen Kulturen bröckeln lässt."

Zugleich sei der Druck auf die wenigen verbleibenden Förderer der Bildungsinitiativen gestiegen, zu denen der EED gehöre. Der EED sei mit Abstand der größte nichtstaatliche Förderer entwicklungspolitischer Bildung und Publizistik in Deutschland. Er stelle pro Jahr hierfür rund 6 Mio. Euro zur Verfügung.

Hinsichtlich der UN-Reform fordert der EED eine angemessene Vertretung des Südens, insbesondere Afrikas, im Weltsicherheitsrat. Das Entwicklungsprogramm UNDP müsse aufgewertet und die UN-Menschenrechtskommission grundlegend reformiert werden. "Es ist absurd, dass dort die schlimmsten Menschenrechtsverletzer, wie z.B. Simbabwe, über andere Länder richten. Hier ist eine grundsätzliche Strukturveränderung notwendig, um der Glaubwürdigkeit der Vereinten Nationen willen", erklärte Konrad von Bonin.

Der EED verfügte im Jahr 2004 über ein Programmvolumen von 142,6 Mio. Euro. Davon kamen 43,2 Mio. Euro aus Kirchensteuermitteln und 93,7 Mio. Euro aus staatlichen Mitteln (BMZ). Im Rahmen der internationalen Zusammenarbeit flossen 38,9 Mio. Euro in Programme für Afrika, 29,4 Mio Euro für Asien, 15,5 Mio. Euro für Lateinamerika sowie 43,7 Mio. für Südosteuropa und den Kaukasus. Rund 10 Prozent seiner Mittel für die internationalen Programme setzt der EED nach eigenen Angaben für den Bereich Bildung und Ausbildung in Entwicklungsländern ein.

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