gfbvGöttingen. - Um ein Desaster wie in Guantanamo zu verhindern, hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) mehr internationale Hilfe für Malis Richter und Gerichte gefordert. Nur so könnten faire Gerichtsverfahren für inhaftierte Terror-Verdächtige und für Soldaten, die Menschenrechte verletzten, garantiert werden, erklärte die GfbV am Dienstag in Göttingen.

"Malis korrupte und schlecht organisierte Justiz ist vollkommen überfordert mit der Aufgabe, Verantwortliche für Menschenrechtsverletzungen im Norden des Landes angemessen zur Rechenschaft zu ziehen", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius. "Doch wenn diese Vergehen nicht wirksam geahndet werden, wird das Ziel der Militärintervention gefährdet und kein dauerhafter Frieden erreicht."

Mehr als 200 mutmaßliche radikal-islamische Terror-Verdächtige wurden nach Informationen der GfbV seit Beginn der französischen Militärintervention am 11. Januar 2013 verhaftet. Während 40 Inhaftierte an geheimen Orten im Norden Malis festgehalten würden, seien 160 Gefangene in einem Sondertrakt des Gefängnisses in der Hauptstadt Bamako untergebracht.

"Ihr weiteres Schicksal ist vollkommen ungeklärt. Niemand weiß, wann diese Inhaftierten sich wegen welcher Delikte vor welchem Gericht verantworten müssen", berichtete Delius. "Dringend ist es notwendig, dass die internationale Gemeinschaft der juristischen Aufarbeitung dieses düstersten Kapitels der jüngsten Geschichte Malis mehr Aufmerksamkeit schenkt. Denn nicht zuletzt entscheidet der Umgang mit diesen Gefangenen auch darüber, ob eine nationale Versöhnung in Mali gelingt."

Auch zahlreiche Kämpfer der Tuareg-Bewegung MNLA, die bislang noch an der Seite der französischen Armee gegen Islamisten kämpft, sollen nach Angaben der GfbV für Verbrechen zur Verantwortung gezogen werden. Diese Verbrechen seien von Kämpfern der Bewegung bei ihrem Vormarsch im Jahr 2012 verübt worden.

Auf Druck Frankreichs musste sich Mali am 8. März schriftlich verpflichten, Gefangene nicht zu foltern. Noch wenige Tage vor Unterzeichnung dieses Abkommens seien gefangene radikal-islamische Kämpfer in Léré  in der Nähe von Timbuktu von malischen Soldaten geschlagen, gefoltert und mit dem Tod bedroht worden.

Nicht geahndet wurden nach den Erkenntnissen der GfbV bislang mehr als 1.200 Plünderungen von Geschäften durch malische Soldaten, 125 Entführungen und Verhaftungen sowie fast 300 gewaltsame Todesfälle von Zivilisten.

Nach Informationen des französischen Verteidigungsministeriums wurden seit Beginn der Militärintervention mehr als 600 radikal-islamische Kämpfer getötet. Über die Umstände ihres Todes gibt es heute keine näheren Informationen.

www.gfbv.de

 


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