ftdBonn. - Im vergangenen Jahr haben Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland Fairtrade-gesiegelte Waren im Wert von 533 Millionen Euro gekauft. Damit stiegen die Verkäufe um 33 Prozent. Diese Zahlen präsentierte der Kölner Verein TransFair am Donnerstag in Bonn der Öffentlichkeit. Besonders stark entwickelten sich fair gehandelte Blumen, Bananen und Kaffee.

"Seit dem letzten Jahr sind Fairtrade-Produkte flächendeckend im Lebensmitteleinzelhandel erhältlich", sagte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Großes Engagement zeigte der Handel mit dem Ausbau von Fairtrade-gesiegelten Eigenmarken, die inzwischen über 60 Prozent ausmachen. "Wir sind auf dem richtigen Weg", sagte TransFair-Vorstand Volkmar Lübke, "denn erst durch relevante Absätze können die Produzentenorganisationen umfangreich vom Fairen Handel, den Mindestpreisen und Prämien profitieren." Am 22. April startet die bundesweite Kampagne "Fairtrade-Frühstück". 



Fairtrade-Rosen sind nach Angaben von TransFair in Deutschland ein Best-Seller: Über 250 Millionen Stiele wurden 2012 verkauft, ein Marktanteil von knapp 20 Prozent. Auch das Fairtrade-Traditionsprodukt Kaffee entwickelt sich positiv und erreicht mit einem Absatz von 9.322 Tonnen einen Marktanteil von 2,3 Prozent.

Einen neuen Absatzrekord erzielten Bananen: Über 21.000 Tonnen kauften Verbraucher in Deutschland, 78 Prozent mehr als im Vorjahr. Das entspricht einem Marktanteil von 3,5 Prozent. Bei Bio-Bananen liegt er ungleich höher: Jede dritte Bio-Banane trägt das Fairtrade-Siegel. Ein herausragendes Wachstum erzielte überdies Eiscreme mit einem Plus von 214 Prozent.

"Durch den Einstieg von Aldi Nord und Süd und der Drogeriemarkt-Kette dm hat Deutschland endlich keine Fairtrade-freie Zone mehr. Jetzt gilt es, die Sortimente weiter auszubauen und mehr Markenartikler ins Boot zu holen, insbesondere im Süßwarenbereich", erklärte Overath.

Wermutstropfen ist der Rückgang bei Schokolade. "Uns fehlt nach wie vor das Engagement der großen Schokoladenhersteller. Kakaobauern können ihre Ernte oft nur zu einem kleinen Teil unter Fairtrade-Bedingungen absetzen", sagte Overath, "wir arbeiten international daher an neuen zusätzlichen Modellen zur Rohstoff-Zertifizierung, um Fairtrade-Kakao-Verkäufe zu steigern." Insgesamt erwirtschafteten Produzentenorganisationen 92 Millionen Euro Direkteinnahmen durch Verkäufe in Deutschland.

WIRKUNG DURCH RELEVANTE ABSATZMENGEN


"Fairtrade führt sowohl zu höheren und stabileren Einkommen für die Kooperativen und Beschäftigten auf Plantagen, als auch zu positiven Wirkungen für die jeweiligen Regionen", so Volkmar Lübke. Dies bestätige die aufwändige Sektor-und Kontinent übergreifende Studie des Centrums für Evaluation (CEval) in Saarbrücken. "Fairtrade fördert auch die gesellschaftliche Partizipation und stabile Beteiligungsstrukturen, die vorteilhaft in das Gemeinwesen hinein wirken und Selbstbestimmung und politische Verantwortung stärken."

Bei Fairtrade halten die Produzentenorganisationen über die kontinentalen Netzwerke in allen Entscheidungsgremien 50 Prozent der Stimmen und gestalten Fairtrade daher aktiv und selbstbestimmt in ihrem Sinne mit. Damit Fairtrade seine Wirkung entfalten kann, sind allerdings relevante Absatzmengen nötig. Nach wie vor verkaufen Kooperativen und Plantagen aber oft weniger als 40 Prozent ihrer Ernte unter Fairtrade-Bedingungen.



Die Bekanntheit des Fairtrade-Siegels steigt weiter: Laut aktueller Ergebnisse einer GlobeScan-Studie geben 80 Prozent der Befragten an, das Siegel zu kennen, 67 Prozent geben an, mit dem Fairtrade-Gedanken vertraut zu sein.

"Starte den Tag mit Fairtrade!" heißt es vom 22. April bis 5. Mai. TransFair ruft mit der Kampagne "Fairtrade-Frühstück" dazu auf, mit einem Frühstück auf den Fairen Handel aufmerksam zu machen. Ob privat im Garten, ganz offiziell auf dem Marktplatz, im Rathaus oder in Kantinen und Mensen – Frühstücks-Kreativität ist gefragt. Fernsehkoch Ralf Zacherl unterstützt die Kampagne. Gut 45.000 Teilnehmer haben ihre Frühstücke bereits unter www.fairtrade-deutschland.de/frühstück angemeldet.

Anfang 2013 akzeptierte TransFair die internationalen Richtlinien für Kosmetik mit Fairtrade-Zutaten, so dass demnächst Fairtrade-Kosmetikartikel auch in Deutschland eingeführt werden können. Im Plantagenstandard werden die Rechte der Beschäftigten gestärkt. Ganz neu wird ein Klimastandard entwickelt, um nachhaltigen Anbau zu fördern und neue Einkommensmöglichkeiten für die Produzenten zu öffnen. Es gilt TransFair zufolge, dem Nachbarland Schweiz nachzueifern, wo 41 Euro pro Kopf und Jahr für Fairtrade-Produkte ausgegeben werden. "Unser Ziel ist es, den Pro-Kopf-Verbrauch in diesem Jahr um 20 Prozent zu erhöhen", so Overath. 2012 gaben deutsche Verbraucher je sechs Euro für Fairtrade-Waren aus.

www.fairtrade-deutschland.de

 


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