gfbvGöttingen. - Mehr als 331.000 Menschen sind seit Januar vor neuer Gewalt im Westen des Sudan geflohen. Das berichtete die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Freitag in Göttingen. "Während die internationale Gemeinschaft noch an der Fiktion eines Friedens im West-Sudan festhält, spitzt sich die Lage der Zivilbevölkerung in vielen Regionen im Osten und Süden von Darfur dramatisch zu", sagte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

Nach Angaben der GfbV fliehen die Menschen vor neuen Kämpfen zwischen der sudanesischen Armee und Freiheitsbewegungen, aber auch vor inter-ethnischen Auseinandersetzungen. In manchen Camps träfen täglich mehr als 1.200 Flüchtlinge ein.

"Dringend brauchen diese Flüchtlinge nicht nur mehr humanitäre Hilfe, sondern Sicherheit", forderte Delius. "Vor allem muss die sudanesische Regierung gedrängt werden, internationale Helfer bei ihrer Arbeit nicht länger zu behindern. Außerdem muss der UNAMID-Friedenstruppe freier Zugang zu den Konfliktgebieten und den Lagern gewährt werden, um den Bedarf an Nothilfe festzustellen."

Allein im ersten Quartal 2013 haben nach Angaben der Vereinten Nationen rund 150.000 Menschen die Flucht ergriffen. Seither habe sich die Lage weiter so massiv verschlechtert, dass mindestens 131.900 neue Flüchtlinge in Lagern im Osten und Süden Darfurs Zuflucht suchen mussten. Weitere 50.000 Menschen aus Zentral-Darfur suchten im benachbarten Tschad Schutz.

Nach Informationen von Flüchtlingsvertretern trafen seit dem 22. April rund 75.000 neue Flüchtlinge im Lager El Salam (Süd-Darfur) ein. Weitere 11.170 Menschen suchten seit dem 11. April im Camp El Neem (Ost-Darfur) Zuflucht. Das Lager Dreige (Süd-Darfur) nahm 5.700 Flüchtlinge seit dem 12. April auf. Mehr als 40.000 Menschen baten im Lager Kalma (Süd-Darfur) um Aufnahme.

Zum Jahresende 2012, so die GfbV, lebten mindestens 1,4 Millionen Darfuris noch als Binnenflüchtlinge im West-Sudan. Sie waren seit Beginn des Völkermords im Jahr 2003 geflohen oder nach der gewaltsamen Zerstörung ihrer Dörfer durch regierungsnahe Milizen vertrieben worden. Rund 4.500 Dörfer wurden im Rahmen des Genozids niedergebrannt.

Als im April 2013 in Katar eine internationale Konferenz zum Wiederaufbau in Darfur stattfand, hatten Vertreter der Flüchtlinge protestiert. Sie forderten, vor einem Wiederaufbau müsse es zunächst Sicherheit geben.

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