miFrankfurt. - Die Hilfsorganisation medico international sieht in dem Sicherheitsabkommen für Bangladeschs Textilindustrie nur einen ersten Schritt zur Änderung der menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen. "Die meisten Firmen, die das Bangladesch-Abkommen unterzeichnet haben, lassen auch in Pakistan, Kambodscha oder Sri Lanka produzieren. Werden die Regelungen nicht schnellstmöglich dorthin übertragen, führt das nur zu einer Verlagerung der Produktions- und Lieferketten", sagte Thomas Seibert, Südasien-Referent von medico international, am Freitag in Frankfurt.

"Nur eine internationale Regelung kann die Produktionsbedingungen nachhaltig verbessern", erklärte der pakistanische medico-Partner Nasir Mansoor, stellvertretender Generalsekretär der National Trade Union Federation (NTUF). "Textilien des KiK-Labels fanden sich im eingestürzten Fabrikhochaus in Bangladesch und in der ausgebrannten Fabrik hier in Karatschi. Die großen Unternehmen lassen immer dort arbeiten, wo es am billigsten ist. Wer die neuen Regelungen lokal beschränkt, hält sich diese Hintertür offen."

Weil Arbeitszeit und Arbeitslohn in der Unterbietungskonkurrenz um europäische und amerikanische Aufträge den Ausschlag geben, fordern medico und seine pakistanischen Partner außerdem die Ausweitung der Regelungen auf den Arbeitslohn, die Arbeitszeitbestimmungen, die Sozialleistungen und das Recht auf freie gewerkschaftliche Betätigung. "Obwohl die Beschäftigten in Asien bis zu 14 Stunden täglich arbeiten, reicht der Lohn kaum zum Überleben. Die Mindestlöhne müssen wenigstens verdoppelt werden", sagte medico-Partnerin Zehra Khan von der Frauengewerkschaft Home Based Women Workers Association (HWWA).

"Wir brauchen internationale gesetzliche Regelungen, die Zuwiderhandlungen unter Strafe stellen und auch in Deutschland eingeklagt werden können", forderte Thomas Seibert. "Sollen H&M, Primark, KiK und NKD ihr Verhalten wirklich ändern, müssen sie auch von Konsumentinnen und Konsumenten und von den Regierungen in Europa unter Druck gesetzt werden."

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