oecdBerlin. - Die weltweite Agrarproduktion wird im kommenden Jahrzehnt um durchschnittlich 1,5 Prozent jährlich wachsen, also langsamer als in den zehn Jahren zuvor (2,1 Prozent). So lauten die Projektionen des "Landwirtschaftsausblicks 2013-2022", der von der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) und der Welternährungs-Organisation FAO am Donnerstag in Peking vorgestellt wurde.

Die Autoren führen das geringere Wachstum vor allem auf knappe Anbauflächen, gestiegene Produktionskosten und zunehmende Umweltbelastungen zurück. Sie gehen aber davon aus, dass die Versorgung mit Agrargütern mit der globalen Nachfrage Schritt halten wird. Laut Bericht dürften sich die Preise für Getreide- und Fleischprodukte mittelfristig über dem historischen Durchschnitt einpendeln – eine Folge der begrenzten Produktionssteigerung bei gleichzeitig höherer Nachfrage, unter anderem nach Biokraftstoffen.

Anders als in der Vergangenheit, als die Politik industrialisierter Staaten häufig zu Überproduktion führte und Preise drückte, herrsche in der Landwirtschaft inzwischen zunehmend das Prinzip des Marktes, so die OECD. Von diesen funktionierenden Märkten profitierten auch die Entwicklungsländer, denen sich wichtige Investitionsmöglichkeiten und Marktchancen eröffneten.

Nach wie vor aber gibt es dem Bericht zufolge Faktoren, die die globale Nahrungsmittelsicherheit gefährden: Produktionsausfälle, Preisschwankungen und Handelsunterbrechungen. "Solange wie Nahrungsmittelvorräte in großen Hersteller- und Verbraucherländern klein bleiben, herrscht ein verstärktes Risiko für volatile Preise", warnt der Bericht. "Eine großflächige Dürre wie 2012 zusätzlich zu knappen Nahrungsmittelbeständen könnte die Weltpreise um 15 bis 40 Prozent erhöhen."

China, das im Fokus des aktuellen Berichts steht, wird den Agrarmarkt in Zukunft stark beeinflussen. Das Land hat ein Fünftel der Weltbevölkerung, schnell wachsende Einkommen und einen rapide expandierenden Agrar- und Nahrungsmittelsektor. Nach Schätzungen der Autoren wird China in Bezug auf die wichtigsten Nahrungsmittelpflanzen autark bleiben – allerdings wird sich auch seine Produktion im kommenden Jahrzehnt verlangsamen. Ackerland, Wasser und Arbeitskräfte sind knapp.

"Die Aussichten für die Landwirtschaft weltweit sind relativ positiv, mit hoher Nachfrage, regem Handel und einem guten Preisniveau", sagte OECD Generalsekretär Angel Gurría bei der Vorstellung des Berichts in Peking.  "Unsere Projektionen gehen allerdings davon aus, dass die Wirtschaft sich weiter erholt. Wenn es uns nicht gelingt, die Weltwirtschaft in den Griff zu bekommen, wird das den Investitionen in die Landwirtschaft und dem Wachstum des Sektors schaden."

Gurría rief die Regierungen auf, das passende Umfeld für Wachstum und Handel zu schaffen. Mit Blick auf China sagte er: "Agrarreformen waren ein Schlüssel zu dem bemerkenswerten Fortschritt, den das Land in seiner landwirtschaftlichen Produktion und für die heimische Nahrungsmittelsicherheit erzielt hat."

Der Generaldirektor der FAO, Jose Graziano da Silva, ergänzte: "Chinas landwirtschaftliche Produktion hat sich seit 1978 fast verfünffacht. Das Land hat die Weichen gestellt, um den Hunger zu bekämpfen und das entsprechende UN-Millenniumsziel zu erreichen." Allerdings, so Graziano da Silva, müsse China größeres Augenmerk auf die Umwelt und auf seine Ressourcen legen.

Die FAO schätzt, dass die Zahl der Mangelernährten in China seit 1990 um fast 100 Millionen Menschen gesunken ist – und das, obwohl das Land seitdem einen Bevölkerungszuwachs von 200 Millionen Einwohnern verzeichnet. Dennoch bleiben etwa 158 Millionen Chinesen unterernährt. Eine der wichtigsten Herausforderung für die Regierung werde es sein, auch für diese Menschen Nahrungsmittelsicherheit herzustellen.

www.agri-outlook.org

 


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