?bersee Museum

Bremen (epo). - Eine Sonderausstellung am Bremer Überseemuseum dokumentiert jetzt die Begegnung von Afrikanern und Missionaren: "Der dritte Raum" (bis 13. November 2005) präsentiert erstmals öffentlich Ergebnisse eines von der VolkswagenStiftung unterstützten Forschungsprojektes an der Bremer Universität. Drei Jahre lang untersuchte der Kulturwissenschaftler Rainer Alsheimer die Begegnung und Vermischung der Kultur der Missionare der Norddeutschen Mission und der Ewe-Bevölkerung in Westafrika von 1847 bis 1939.

Eine Weihnachtsfeier in Westafrika am Ende des 19. Jahrhunderts: Wenig besinnlich, dafür turbulent und feuchtfröhlich - mit Musik und Tanz feiern die Missionare ihr christliches Fest gemeinsam mit den Afrikanern vom Volk der Ewe. Die Begegnung der so unterschiedlichen Kulturen führte zu einer Vermischung besonderer Art: Die eigene Kultur wurde verlassen, die fremde nicht vollkommen aufgesucht. Ein "dritter Raum" zwischen den Kulturen entstand - und dieser kann jetzt in einer Sonderausstellung am Bremer Überseemuseum betreten werden.

Grundlage des Forschungsprojekts ist das in 125 Kisten lagernde Archiv der in Bremen ansässigen Norddeutschen Mission. Ein besonderer Schatz, den die Forscher gehoben haben: Der Quellenbestand umfasst den gesamten Schriftverkehr - Briefe, Protokolle, Regularien, Broschüren - sowie rund 5000 Fotografien aus der Tätigkeit der protestantischen Missionsgesellschaft, die bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs im Schutzgebiet "Deutsch-Togoland" in Westafrika arbeitete.

Während Missionsforschung zuvor die Domestizierung seitens der nationalstaatlichen Europäer in den Mittelpunkt stellte, richten die Bremer Wissenschaftler ihr Augenmerk auf die Kontakte und die gegenseitigen Veränderungen individueller Verhaltensweisen und kultureller Normen. Mit Hilfe der afrikanischen Projektpartner konnten auch die in der Sprache der Ewe geschriebenen 600 Autobiographien von afrikanischen Mitarbeitern ausgewertet werden.

Neben der Weihnachtsfeier, die in der Ausstellung im Überseemuseum von September bis zum 13. November zu sehen ist, werden eine Reihe weiterer Themen anhand von Texten, Bildern und Objekten anschaulich dargestellt: Dabei geht es oft um Alltägliches wie Nahrung und Kleidung, Sexualität und Mädchenerziehung oder auch Musik. In all diesen Bereichen wurden Einstellungen und Werte aus verschiedenen Kulturen neu verknüpft.

Übersee Museum


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.