Rom. - Jeder achte Mensch weltweit hat nicht ausreichend Nahrungsmittel zur Verfügung, um ein aktives und gesundes Leben zu führen. Die Zahl der Hungernden ist aber gegenüber dem Zeitraum 2010 bis 2012 (868 Millionen) auf 842 Millionen gesunken. Das hat die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) gemeinsam mit anderen UN-Institutionen am Dienstag in Rom bekannt gegeben.
Die Zahlen entstammen einem aktuellen UN-Bericht zur weltweiten Ernährungssicherheit, der von FAO, IFAD und UN World Food Programme (WFP) erstellt wurde. Die große Mehrheit aller Hungernden lebt in Entwicklungsländern, 15,7 Millionen in Industrieländern.
Den UN-Organisationen zufolge hat anhaltendes wirtschaftliches Wachstum in Entwicklungsländern die Einkommenssituationen vieler Menschen sowie ihren Zugang zu Nahrungsmitteln verbessert. Auch die landwirtschaftliche Produktion sei jüngst gewachsen, gefördert durch steigende öffentliche und private Investitionen in die Landwirtschaft.
Zusätzlich spielen laut FAO die Rücküberweisungen von Migranten eine erhebliche Rolle. Die finanziellen Mittel reduzieren Armut und verbessern die Ernährungssituation allgemein. Auch können Kleinbauern dank Rücküberweisungen mehr in die Landwirtschaft investieren.
REGIONALE UNTERSCHIEDE
Trotz der weltweit erzielten Fortschritte bleiben deutliche regionale Unterschiede bestehen. Die afrikanischen Länder südlich der Sahara machten dem Bericht zufolge in den vergangenen Jahren nur geringe Forstschritte in der Bekämpfung des Hungers. Die Region weise weiterhin die höchste Unterernährungsrate auf. Schätzungsweise leidet jeder vierte Afrikaner dort unter Hunger.
In Westasien wurden keine neuen Fortschritte festgestellt, wohingegen Südasien und Nordafrika allmähliche Verbesserungen zeigen. Substantiellere Rückgänge in der Zahl der Hungernden wurden in den meisten Ländern Ostasiens, Südostasiens und Lateinamerika verzeichnet.
Seit 1990-92 ging die absolute Zahl der unterernährten Menschen in Entwicklungsländern um 17 Prozent, von 995,5 Millionen auf 826,6 Millionen, zurück.
DEN HUNGER REDUZIEREN
Die Autoren des Berichts betonen, dass die Entwicklungsländer trotz regionaler Unterschiede insgesamt große Fortschritte im Hinblick auf das Millenniums-Entwicklungsziel gemacht haben, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren. Wenn der durchschnittliche jährliche Rückgang bis 2015 anhält, wird die Unterernährungsrate auf ein Niveau nahe des Hunger-Ziels sinken.
FAO, IFAD und WFP drängen die Länder, "erhebliche und sofortige Zusatzmaßnahmen zu ergreifen", um das Ziel zu schaffen. "Mit gemeinsamen Anstrengungen können wir das Millenniumsentwicklungsziel in den kommenden Jahren immer noch erreichen", erklärten die Leiter von FAO, IFAD und WFP, José Graziano da Silva, Kanayo F. Nwanze und Ertharin Cousin in ihrem Vorwort zum Bericht. Sie fordern Maßnahmen für Landwirtschaft- und Ernährungssysteme insgesamt, sowie im Gesundheits- und Erziehungswesen, besonders für Frauen.
Wachstum sei wichtig, müsse aber mit Strategien gegen Armut einhergehen, mahnen die Autoren des Berichts. Maßnahmen speziell für die Armen müssten mit dem Wachstum einhergehen. "In armen Ländern kann Hunger und Armut nur besiegt werden, wenn Wachstum nachhaltig gestaltet und weitreichend geteilt wird", so der Bericht.
MANGELERNÄHRUNG BEKÄMPFEN UND VORBEUGEN
Der UN-Bericht misst nicht nur chronischen Hunger, sondern präsentiert auch neue Indikatoren, so dass jedes Land die zahlreichen Dimensionen von Ernährungsunsicherheit umfassender messen kann. Diese Indikatoren liefern ein differenziertes Bild der Ernährungssituation eines Landes. Beispielsweise kann die Rate der Unterernährung gering sein, Mangelernährung jedoch ein großes Problem darstellen. Dies drückt sich oftmals in der Anzahl an Kleinkindern aus, die aufgrund von Mangelernährung für ihr Alter zu klein sind – mit fatalen Folgen für ihre Entwicklung und Gesundheit.
Die Fakten des Berichts:
- Die meisten Hungernden leben weiterhin in Südasien (295 Millionen), gefolgt von Sub-Sahara Afrika (223 Millionen) und Ostasien (167 Millionen).
- Um das erste Millenniumsentwicklungsziel zu erreichen, muss der Anteil der Hungernden bis 2015 auf 12 Prozent reduziert werden. Momentan sind es 14,3 Prozent.
- 62 Länder haben das MDG 1 bereits erreicht, den Anteil der Hungernden zu halbieren. Weitere sechs Länder werden dies bis 2015 voraussichtlich schaffen.