gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die Entsendung von mehr Menschenrechtsbeobachtern der Vereinten Nationen in den umkämpften Südsudan gefordert. "Täglich berichten Augenzeugen von neuen Massengräbern und extralegalen Hinrichtungen. Dringend müssen die Vereinten Nationen mehr unabhängige Menschenrechtsbeobachter in den Südsudan entsenden, um den marodierenden Kämpfern der SPLA und der Rebellen deutlich zu machen, dass sie für Kriegsverbrechen später zur Verantwortung gezogen werden", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius in Göttingen.

"Die Kultur der Straflosigkeit wird im Südsudan nur enden, wenn schwerwiegende Menschenrechtsverletzungen zeitnah dokumentiert und Verantwortliche beim Namen genannt werden", betonte Delius. Die Vereinten Nationen sprächen inzwischen von mehreren tausend Toten seit Ausbruch des Machtkampfes vor zehn Tagen.

Jeden Tag fliehen laut GfbV rund 10.000 Südsudanesen vor der eskalierenden Gewalt. Seit Ausbruch der Kämpfe sind mindestens 85.000 Menschen geflohen. Rund 45.000 dieser Flüchtlinge haben in Camps der UN-Friedenstruppen Zuflucht gesucht, die mit der Betreuung der stetig wachsenden Zahl von Schutzsuchenden hoffnungslos überfordert sind.

"Die humanitäre Versorgung dieser Flüchtlinge wird zu einem immer größer werdenden Problem, zumal die Zahl der Schutzsuchenden weiter drastisch steigen wird, solange es wenig Perspektiven für eine friedliche Lösung des Machtkampfes gibt", erklärte die GfbV. Rund 30.000 Flüchtlinge hätten in dem bislang von der Gewalt noch nicht betroffenen Bundesstaat Lakes Zuflucht gesucht. Aus sechs von zehn Bundesstaaten des Südsudan würden inzwischen Kämpfe gemeldet.

Die Regierung in Juba erklärte unterdessen, die zuvor von Rebellen eingenommene Stadt Bor (Bundesstaat Jonglei) sei wieder unter der Kontrolle der SPLA. "Noch gibt es keine unabhängigen Berichte aus der umkämpften Stadt Bor", so Delius. "Sollte die Stadt tatsächlich von der SPLA wieder eingenommen worden sein, so schließen wir Vergeltungsakte gegen Angehörige der Nuer-Minderheit nicht aus."

Schon in der letzten Woche hatten SPLA-Soldaten in der Hauptstadt Juba willkürlich Nuer erschossen, um den Aufruf zum Umsturz des Nuer-Politikers und ehemaligen Vizepräsidenten des Südsudan, Riek Machar, zu rächen. Doch auch Nuer haben nach GfbV-Angaben willkürlich Dinka ermordet und unter anderem ein Massaker unter Schutzsuchenden in einem UN-Lager verübt. "Jahrzehnte der Instrumentalisierung von Ethnien im Krieg im Südsudan durch alle Konfliktparteien erschweren heute jede Suche nach einem Ausgleich im Machtkampf und nach einer Friedenslösung", sagte Delius.

www.gfbv.de

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