oxfamBerlin. - Ein Jahr nach dem verheerenden Erdbeben vom 12. Januar 2010 leben in Haiti noch immer knapp eine Million Menschen in Notunterkünften. Der Wiederaufbau des Landes sei ins Stocken geraten, heißt es in einem Bericht, den die internationale Hilfsorganisation Oxfam am Donnerstag veröffentlichte. Oxfam fordert in dem Bericht "From Relief to Recovery" verstärkte Anstrengungen, um den Wiederaufbau des zerstörten Landes voranzubringen und den Menschen in Haiti eine Perspektive zu geben.

"2010 war ein Jahr der verpassten Chancen für den Wiederaufbau Haitis", erklärte Roland Van Hauwermeiren, Oxfams Landesdirektor in Haiti. In vielen Bereichen müsse dringend gehandelt werden, zum Beispiel bei der Schaffung von Einkommensmöglichkeiten, der Trümmerbeseitigung, der Instandsetzung von Häusern oder bei der Landzuteilung. "Der neuen haitianischen Regierung kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Die internationale Gemeinschaft und die Nichtregierungsorganisationen müssen den von der haitianischen Regierung koordinierten Wiederaufbau nachhaltig unterstützen, damit er erfolgreich abläuft", fordert Van Hauwermeiren.

Bis Ende 2010 wurden nach Angaben der Vereinten Nationen erst 42 Prozent der für den Wiederaufbau Haitis bereitgestellten Mittel in Höhe von 2,1 Milliarden US-Dollar ausgegeben. Für die Trümmerbeseitigung und Instandsetzung von Häusern wurde insgesamt zu wenig Geld zur Verfügung gestellt. "So sind ein Jahr nach der Katastrophe nur fünf Prozent der Trümmer beseitigt und nur 15 Prozent der benötigten Häuser gebaut worden. Solange die riesigen Trümmerberge nicht aus dem Weg geräumt sind, kann nicht in großem Stil mit dem Wohnungsbau begonnen werden", berichtete Van Hauwermeiren.

HAIIS REGIERUNG GEFORDERT

Trotz der aktuellen politischen Schwierigkeiten müsse der Prozess des Neuaufbaus jetzt begonnen werden und die internationale Gemeinschaft müsse ihn unterstützen, fordert Oxfam. "Viele der Geberländer haben sich bislang zu sehr auf ihre eigenen Prioritäten konzentriert und nicht ausreichend koordiniert agiert. Das wiederum hat erheblich die Fähigkeit der haitianischen Regierung geschwächt, den Wiederaufbau zu planen und zu steuern", so Van Hauwermeiren.

Oxfam unterstützt in Haiti mehr als eine Million Menschen. Zum einen im Rahmen der Erdbeben-Hilfe, zum anderen bei der Bekämpfung der Cholera-Epidemie, die das Land seit Oktober heimsucht und bereits mehr als 2.600 Todesopfer gefordert hat.

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