Der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung verlangte für das Kyoto-Abkommen ein "kraftvolles Nachfolgeregime, das drei entscheidende Elemente vereint, nämlich Ökologie, Ökonomie und Soziales". Ökologisch sei das langfristige Ziel der Staatengemeinschaft, den globalen Anstieg der Temperatur auf maximal zwei Grad gegenüber dem vorindustriellen Niveau zu begrenzen. Sozial sei das "gleiche Recht auf gleiche Emissionen für jedermann". Was die Ökonomie angehe, so müsse Kohlenstoff weltweit "einen angemessenen Preis" bekommen. Am globalen Handel mit Emissionsrechten führe kein Weg vorbei.
Die deutsche Kanzlerin könne als G8-Chefin "die sensiblen Verhandlungen entscheidend beeinflussen", erklärte Schellnhuber. Mit ihrem jüngsten Vorschlag, langfristig jedem Menschen die gleiche Menge CO2 zuzugestehen, habe sie "die Tür geöffnet, durch die die Schwellen- und Entwicklungsländer gehen könnten".
Industriestaaten wie Deutschland müssten deshalb ihre Emissionen besonders stark reduzieren, sagte Schellnhuber. Im Jahr 2050, wenn rund neun Milliarden Menschen auf dem Erdball leben dürften, könne jeder von ihnen jährlich noch zwei Tonnen Treibhausgase ausstoßen, ohne dass die Natur aus dem Gleichgewicht gerate. Um zu dieser Menge pro Kopf zu gelangen, müssten die Industriestaaten ihre Emissionen um 85 Prozent gegenüber heutigem Niveau reduzieren. Die Emissionen der Schwellenländer dürften nur noch langsam anwachsen und müssten spätestens in zwanzig Jahren auf etwa die Hälfte des heutigen Niveaus sinken.