ADBBerlin (epo.de). - Seit vier Jahren plant die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) die Finanzierung des ersten Kohletagebaus in Bangladesch. Das Projekt Phulbari sollte mehr als 130.000 Menschen heimatlos machen. Jetzt gab das Bankmanagement jedoch überraschend bekannt, dass die ADB aus dem Projekt aussteigt. Die Umwelt- und Menschenrechtsorganisation urgewald begrüßt diesen Schritt.

Ursprünglich sollte der Verwaltungsrat der ADB am 3. Juni sowohl über einen 100 Millionen Dollar Kredit als auch eine 200 Millionen Dollar Risikogarantie für das Projekt abstimmen. Dies sei jetzt vom Tisch, berichtet urgewald.

Knud Vöcking von urgewald sagte: "Die ADB hat jahrelang ein Geschäft vorbereitet, das offensichtlich eine große Zahl von Menschen in Armut stürzen wird und eine ökologische Katastrophe in der gesamten Region riskiert. Die andauernden Proteste haben dazu geführt, dass die Mitglieder des Verwaltungsrates, allen voran der deutsche Exekutivdirektor, anfingen, unbequeme Fragen zu stellen. Da blieb dem Management nur noch die Notbremse. Die Verfahren der Bank in der Projektvorbereitung sollten vom Verwaltungsrat und den Geberländer untersucht werden. Diese Institution braucht an Kopf und Gliedern eine grundlegende Reform."

Der Kohletagebau Phulbari würde laut urgewald in einer der wenigen Regionen Bangladeschs, die nicht von Naturkatastrophen heimgesuchten werden, die Lebensgrundlagen von bis zu 350.000 Menschen zerstören. Bereits im August 2006 eskalierte der Konflikt: Paramilitärs schossen in eine Protestversammlung von über 50.000 Menschen, töteten drei davon und verletzten über hundert. Daraufhin wurden die lokalen Büros der britischen Firma GCM Resources verwüstet, ihr Personal musste aus Phulbari fliehen und wagt sich bis heute nicht zurück.

Obwohl seit 2007 unter den Notstandsgesetzen in Bangladesh die Bürgerrechte außer Kraft gesetzt sind, dauert der Widerstand gegen den Tagebau im Gebiet von Phulbari an. Todesdrohungen und die öffentliche Folterung von Kritikern konnten den Widerstand durch nationale und lokale Organisationen aber bisher nicht brechen, so urgewald.

Während die ADB und der Betreiber Global Coal Management (GCM) angeben, dass 50.000 Menschen von Zwangsumsiedlung betroffen sein werden, kommt eine unabhängige Kommission der Regierung Bangladeshs zu dem Ergebnis, dass 130.000 Menschen im Projektgebiet (59 Quadratkilometer) vertrieben würden. Weitere 220.000 verlören durch die für die 300 m tiefe Tagebaugrube notwendige Grundwasserabsenkung ihre Lebensgrundlage.

Laut Kommission hat die Betreibergesellschaft GCM außerdem keinen gangbaren Plan, giftige Auswaschungen aus dem Abraum von 15 Mio. Tonnen Kohle über 35 Betriebsjahre und die Kontaminierung von Boden und Wasser zu verhindern. Der geplante Verladehafen für den Kohleexport würde den Sundarban Mangrovenwald, ein UNESCO Weltnaturerbe, zerstören.

Die Privatsektorabteilung der ADB (PSOD) hatte das Projekt nach Angaben von urgewald bisher immer massiv unterstützt. Obwohl die Prüfungen auf Umwelt- und Sozialverträglichkeit noch liefen, seien Vertreter der ADB durch Bangladesch gereist und hätten den Tagebau als unverzichtbar dargestellt. 70% des PSOD-Portfolio im Energiebereich gehen laut urgewald in Öl-, Gas- und Kohle-Kraftwerke. Bislang sei kein einziges Projekt mit regenerativen Energien gefördert oder geplant worden.

» http://www.urgewald.de/


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