medica mondiale türkei Köln. - Anlässlich des internationalen Frauentags am 8. März hat die Frauenrechtsorganisation medica mondiale die Bundesregierung am Donnerstag in Köln aufgefordert, sexualisierte Kriegsgewalt zu einem Schwerpunktthema deutscher Außen- und Sicherheitspolitik zu machen. Auch die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert, dass Deutschland den Schutz von Frauen im Krieg zum Leitmotto seiner G7-Präsidentschaft machen sollte. Bundesregierung und internationale Gemeinschaft sollten nicht nur humanitäre Nothilfe finanzieren, sondern sich auf politischer Ebene konsequent für die Prävention sexualisierter Kriegsgewalt einsetzen. Hierfür böte sich das G7-Außenministertreffen im April in Lübeck an, bei dem konkrete Maßnahmen zum Schutz von Frauen in bewaffneten Konflikten vereinbart werden sollten.

"Die anhaltende Gewalt gegen Frauen und Mädchen in bewaffneten Konflikten im Irak, in der Ost-Ukraine, Darfur, Südsudan, Kongo, Nigeria, Mali, Indien und Burma zeigt, dass Frauen noch immer wenig Schutz in Kriegsgebieten bekommen", erklärte die GfbV am Donnerstag in Göttingen. "Wir erwarten, dass sich die deutsche Bundesregierung während ihrer G7-Präsidentschaft mehr für die Rechte von Frauen in bewaffneten Konflikten einsetzt. Denn die Resolution 1325 zu Frauen, Frieden und Sicherheit des UN-Sicherheitsrates wurde zwar vor 15 Jahren verabschiedet, aber bis heute nicht umgesetzt." Die am 31. Oktober 2000 im Weltsicherheitsrat verabschiedete Resolution 1325 sieht eine konsequente Strafverfolgung von Kriegsverbrechen an Frauen, ihren besseren Schutz in Konfliktregionen und ihre stärkere Beteiligung an Friedensverhandlungen und Wiederaufbau vor.

Großbritannien, hatte zuvor die G7-Präsidentschaft inne und engagierte sich für ein Ende sexualisierter Gewalt in Konflikten. So organisierte die britische Regierung im Juni 2014 ein weltweites Gipfeltreffen. "Auch Deutschland unterzeichnete den auf der Konferenz verabschiedeten Aktionsplan, doch wir vermissen bis heute konkrete deutsche Initiativen zu seiner Umsetzung", erklärte der GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius.

medica mondiale unterstützt aktuell die türkische Frauenorganisation "The Association of Legal Aid Against Sexual Violence". Ihre Mitarbeiterinnen dokumentieren in Flüchtlingslagern an der türkisch-syrischen Grenze Fälle sexualisierter Gewalt, damit diese später strafrechtlich verfolgt werden können. Außerdem vermitteln sie medizinische und psycho-soziale Hilfen. Weiter plant die Kölner Frauenrechtsorganisation gemeinsam mit Partnerorganisationen vor Ort Trainings für Ärztinnen, Pflegepersonal und Psychologinnen im Nordirak. Sie sollen geschult werden im von medica mondiale entwickelten trauma-sensiblen Umgang mit Überlebenden und in psycho-sozialer Ersthilfe und Beratung.

Laut Angaben des UN-Hochkommissariats für Flüchtlinge (UHNCR) sind derzeit rund 3,7 Millionen Syrerinnen in den Nachbarländern Ägypten, Irak, Jordanien, Libanon und Türkei als Flüchtlinge registriert. Auf dem Weg dorthin erleben Frauen und Mädchen an Kontrollpunkten massive sexuelle Belästigungen, stellte Hauser fest. Tausende Frauen seien in den von der Terrororganisation Islamischer Staat kontrollierten Gebieten entführt, vergewaltigt und versklavt worden. In sämtlichen Flüchtlingslagern und Unterkünften in der Region fehle es an Frauenzentren, spezialisiertem Personal, sicheren Räumen sowie längerfristiger psycho-sozialer Begleitung für Überlebende sexualisierter Gewalt. Bei Strafverfolgungsbehörden, Polizei und Gerichten bekommen die Opfer sexualisierter Gewalt noch immer keine Gerechtigkeit. Gute Partner Deutschlands, wie der Sudan, verleumden die Opfer der Gewalt, verweigern eine juristische Aufarbeitung der Verbrechen und inhaftieren Kritiker, die die Kriegsverbrechen anprangern. "Wer die UN-Resolution 1325 und den Aktionsplan des Londoner Gipfels im Jahr 2014 mitträgt, darf nicht dazu schweigen, sondern muss sich konsequent für die Rechte von Frauen und Mädchen im Krieg einsetzen", erklärte Delius.

Die GfbV kritisiert darüber hinaus, dass Frauen an der Suche nach Frieden in keiner der aktuellen Konfliktregionen maßgeblich beteiligt werden, obwohl einige dieser Friedensprozesse zum Teil unmittelbar von Deutschland gefördert werden.

Mehr Informationen:

=> Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung von Resolution 1325 des Sicherheitsrats der Vereinten Nationen für den Zeitraum 2013-2016

=> UN Security Council Resolution 1325

=> UN Office of the Special Representative of the Secretary-General for Sexual Violence in Conflict

=> UN WOMEN: Facts and Figures-Peace and Security

=> UNDP: Sexual and Gender-based Violence in Crisis Situations

=> UNOCHA: Sexual and Gender-based Violence (SGBV) - Framework

=> epo Artikel:

Foto: © medica mondiale

Quellen: medicamondiale.org | gfbv.de


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.