Stuttgart (epo). - Die evangelische Hilfsaktion "Brot für die Welt" hat die neue Bundesregierung aufgefordert, die Bekämpfung von Armut und Hunger in den Mittelpunkt ihrer Entwicklungspolitik zu rücken. "Das Thema Ernährungssicherung führt derzeit ein Schattendasein in der deutschen Entwicklungszusammenarbeit", sagte die Direktorin von Brot für die Welt, Cornelia Füllkrug-Weitzel, anlässlich der Eröffnung der 47. Aktion von Brot für die Welt.
Durch die Zusammenlegung von Haushaltstiteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) seien die Mittel zur Hungerbekämpfung in den letzten beiden Jahren gesunken, erklärte Füllkrug-Weitzel. "Dieser Trend muss umgekehrt werden." Vor allem der ländliche Raum und die Kleinbauern müssten stärker gefördert werden. Es sei absurd, dass der überwiegende Teil der Armen der Hungernden gerade da lebe, wo Nahrungsmittel produziert werden, nämlich auf dem Land. Dabei habe gerade die kleinbäuerliche Landwirtschaft ein enormes Potential. "Die Produktivität der Kleinbauern wird darüber entscheiden, ob die Ernährung der Menschen künftig sicher gestellt werden kann oder nicht", unterstrich Füllkrug-Weitzel.
Brot für die Welt und seine einheimischen Partner unterstützten in seinen Projekten die Kleinbauern vor allem dabei, unabhängiger von den klimatischen Bedingungen zu werden, berichtete Füllkrug-Weitzel. Dazu gehörten einfache Maßnahmen gegen Erosionen oder Sturzfluten sowie angepasste Bewässerungsmethoden. So würden die Bauern weniger anfällig für Naturkatastrophen und Klimaveränderungen. Mit wenig Aufwand könnten so viele Menschen vor Hunger bewahrt sowie Millionen von Euro gespart werden, die heute für Katastrophenhilfe ausgegeben werden müssten. "Investitionen in den Klimaschutz und in die Ernährungssicherheit sind die beste Vorbeugung gegen Not und Katastrophen", betonte Füllkrug-Weitzel.
Joseph Ndanema, Leiter der Entwicklungsabteilung der Methodistischen Kirche Sierra Leones (MCSL), wies auf den Zusammenhang zwischen den Folgen des Bürgerkriegs und Hunger in Sierra Leone hin. "Es ist wichtig, die ehemaligen Kindersoldaten wieder in die Dörfer zu integrieren", betonte Ndanema. "Dort, wo das gelingt und die Menschen wieder zusammenarbeiten, werden auch mehr Nahrungsmittel produziert." Friedensarbeit in den Gemeinden und Schulungen in standortgerechtem Landbau und umweltschonender Fruchtfolge müssten deshalb Hand in Hand gehen. Nur so könne man den Teufelskreis zwischen Hunger und Gewalt durchbrechen.
Die 47. Aktion von "Brot für die Welt" wird am ersten Adventswochenende, vom 26. bis 27. November, im sächsischen Herrnhut eröffnet. Das Motto lautet "Gottes Spielregeln für eine gerechte Welt". Inhaltlicher Schwerpunkt der Spendenaktion ist im Jahr 2006 das Recht auf Nahrung. Zum ersten Mal in der fast 50-jährigen Geschichte der evangelischen Hilfsaktion sind die evangelischen Freikirchen und Alt-Katholiken, die wie die evangelischen Landeskirchen zu den Trägern von "Brot für die Welt" gehören, Gastgeber einer bundesweiten Eröffnung.
Foto: © Paul Jeffrey/ACT International