New York. - Das Paket wurde nicht wieder aufgeschnürt. Mit großem Beifall sind die in den vergangenen zwei Jahren verhandelten 17 Sustainable Development Goals (SDGs) und die 169 Unterziele in der Vollversammlung der Vereinten Nationen angenommen worden. Das Ergebnis wurde von großen Teilen der Zivilgesellschaft begrüßt. Die neue Agenda für eine weltweite nachhaltige Entwicklung stellt auch das "Entwicklungsland" Deutschland vor große Herausforderungen.
Es sei ein großer Fortschritt, dass in der Schlusserklärung des Gipfels und in fast allen Reden der Staats- und Regierungschefs vor der UNO der untrennbare Zusammenhang von Armutsbekämpfung und Umweltschutz beschworen wurde. Doch ob den Worten nun Taten folgen, wird davon abhängen, ob die neue Agenda in allen Ländern in nationale Aktionspläne gegossen werde.
Die Entwicklungsländer erhofften sich durch die nachhaltigen Entwicklungsziele als Weiterentwicklung der Millennium Development Goals sehr viel für ihre künftige Wohlstandsentwicklung, so Milke von Germanwatch. "Bei den meisten Industrie- und Schwellenländern muss die Erkenntnis noch reifen, dass sie auch gemeint sind und Entwicklung unter Achtung der planetaren Grenzen eine Änderung des heutigen Konsum- und Wohlstandsmodells voraussetzt." Doch er sieht ermutigende Anzeichen dafür, dass dieses Bewusstsein wächst. "In vielen Reden und auch Gesprächen am Rande des Gipfels wird deutlich, dass die Umsetzung der SDG und der bevorstehende Klimagipfel in Paris zusammen gedacht werden. Beides wird auch als Glaubwürdigkeitstest für die Industrie- und Schwellenländer verstanden, dass sie partnerschaftliche universelle Verantwortung ernstnehmen", erläuterte Klaus Milke.
Tobias Kahler, Deutschlanddirektor von ONE, sagte dazu: "Ziele alleine beenden keine Armut. Was wir jetzt erwarten, sind konkrete Maßnahmen, wie die Ziele erreicht werden können. Eine der größten Herausforderungen ist der Mangel an Daten. Wenn wir nicht genau wissen, wie die Situation ist, können wir weder die richtigen Maßnahmen ergreifen noch Erfolge nachvollziehen. Noch immer werden ein Drittel aller Geburten und zwei Drittel aller Todesfälle bei Neugeborenen und Kindern nicht registriert. Die Weltgemeinschaft sollte diese Daten erheben, damit den Menschen, die von den Globalen Zielen profitieren sollen, es auch können."
Die Kanzlerin hatte vor der UN-Generalversammlung für eine globale Partnerschaft geworben, die sich auf nationaler, regionaler und globaler Ebene für einen Erfolg der Ziele einsetzen solle. ONE fordert deswegen die Bundeskanzlerin dazu auf, sich für sogenannte Score Cards einzusetzen, die regelmäßig veröffentlich werden. Damit können die Fortschritte der einzelnen Ziele auf nationaler, regionaler und globaler Ebene nachvollzogen werden.
Die Bundesregierung habe bei der Ausarbeitung der neuen globalen Agenda eine positive Rolle gespielt und sollte nun auch bei der Umsetzung in und durch Deutschland vorbildlich sein, meinte Füllkrug-Weitzel von Brot für die Welt. Sowohl in der zu überarbeitenden nationalen Nachhaltigkeitsstrategie als auch in einem Aktionsplan zur Erreichung der 17 Ziele sollte sich die Bundesregierung in Zusammenarbeit mit Parlament und Zivilgesellschaft vor allem die Bereiche vornehmen, in denen Deutschland noch großen Nachholbedarf habe.
PROBLEMFELDER FREIHANDEL UND FUTTERMITTEL
So sei zum Beispiel ein Festhalten an der Braunkohleverstromung nicht mit dem Klimaschutz vereinbar. Die gegenwärtig praktizierte Form der Landwirtschaft trage durch die starke Inanspruchnahme von Flächen in Entwicklungsländern für den Anbau von Futtermitteln dort zu einer Verschärfung des Hungerproblems bei. Auch eine Fixierung auf Freihandelsabkommen, der nicht strikt an hohe Menschenrechts-, Sozial- und Umweltstandards gebunden seien, wirke der Erreichung der Ziele entgegen. „Die neue globale Agenda bietet den Referenzrahmen, jetzt all diese Knackpunkte zu bearbeiten und auf dem Weg zu einer menschenrechtsbasierten nachhaltigen Entwicklung weiter voranzukommen“, so Füllkrug-Weitzel.
Auf dem Sondergipfel der Vereinten Nationen, der am Sonntag in New York endete, wurde die neue Agenda für eine weltweite nachhaltige Entwicklung verabschiedet. Kernstück sind 17 globale Ziele, die bis zum Jahr 2030 erreicht werden sollen. Dazu zählen sowohl klassische Entwicklungsziele wie die vollständige Überwindung von extremer Armut und Hunger als auch Ziele, die den Schutz der natürlichen Ressourcen (Klima, Gewässer, Böden, biologische Vielfalt). Dazu kommen die Überwindung der Ungleichheit zwischen und in den Ländern, nachhaltigere Produktion und nachhaltiger Konsum sowie gute Regierungsführung und freier Zugang zur Justiz.
=> Die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung
Quellen: brot-fuer-die-welt.de / germanwatch.org / one.org