zar 125Göttingen. - Anlässlich der Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in der Zentralafrikanischen Republik am 30. Dezember hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die dramatische Lage der Flüchtlinge in dem Land erinnert. "Jeder fünfte der 4,8 Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik ist noch immer auf der Flucht. Doch keiner dieser mehr als einer Million Flüchtlinge kommt nach Europa. Viele dieser Menschen sehen den Urnengang als Schicksalswahl an, um nach drei Jahren Bürgerkrieg endlich Frieden und Versöhnung zu erreichen", erklärte GfbV-Afrikareferent Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.

Delius betonte, es müsse dringend mehr für die Versorgung der Flüchtlinge und für ihre Rückkehr in ihre Dörfer und Städte getan werden. "Insbesondere muss der Schutz der muslimischen Minderheit gewährleistet werden, die einen Großteil der Flüchtlinge stellt." Auch müsse die neue Staatsführung sicherstellen, dass die Verantwortlichen für die Vertreibung der Minderheit und für andere schwerste Menschenrechtsverletzungen vor Gericht zur Rechenschaft gezogen werden, forderte die GfbV.

Mit den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen endet die Übergangsperiode unter Staatspräsidentin Catherine Samba-Panza sowie eine weitreichende Regierungskrise, die im März 2013 mit dem Sturz des damaligen Staatspräsidenten Francois Bozizé durch Séléka-Rebellen begann und in einen blutigen Bürgerkrieg mündete. Gewalt sei während des Bürgerkriegs sowohl von christlich als auch muslimisch geprägten Milizen ausgegangen, so die GfbV. Sie hätten die Religionszugehörigkeit als Vorwand benutzt, um Zivilisten der jeweils anderen Glaubensgemeinschaft anzugreifen.

Besonders engagiert und mutig setzen sich nach Angaben der GfbV Repräsentanten der verschiedenen Religionsgemeinschaften für eine Aussöhnung ein. Unermüdlich arbeiteten Bischöfe und Imame gemeinsam für einen Abbau der Vorurteile und für Versöhnung zwischen Christen und Muslime. Auch Papst Franziskus rief die Bevölkerung bei seiner Reise nach Bangui Ende November 2015 dazu auf, alle Waffen niederzulegen. Doch nur einen Tag nach seiner Abreise wurde erneut ein Muslim ermordet, als er versuchte, sein Ghetto zu verlassen. Rund 36.000 Muslime leben laut GfbV unter unmenschlichen Bedingungen in diesen Enklaven. Händlerinnen, die es wagen, sie mit Lebensmitteln zu versorgen, würden gezielt von Milizionären bedroht und vergewaltigt. Im Gegenzug vergewaltigten muslimische Selbsthilfebewegungen Christinnen.

Rund 447.000 Menschen leben als Binnenflüchtlinge in der Zentralafrikanischen Republik. Weitere 456.000 Menschen haben in den Nachbarstaaten Zuflucht gesucht. Allein in Kamerun haben 255.000 Flüchtlinge Aufnahme gefunden, deren Lage oft katastrophal ist, weil es ihnen an ausreichend humanitärer Hilfe fehlt.

Quelle: www.gfbv.de 


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.