Paris. - Ein UNESCO-Expertenteam hat in den vergangenen Tagen die durch Islamisten angerichteten Schäden an der Welterbestätte Palmyra in Syrien untersucht. Die vorläufigen Ergebnisse der Untersuchung wurden am Mittwoch in Paris vorgestellt. Demnach werden umfangreiche Arbeiten notwendig sein, um die nach der Dokumentation der Schäden wo möglich Wiederaufbaumaßnahmen zu leisten.
Unter Leitung der Direktorin des Welterbezentrums, Dr. Mechtild Rössler, begutachtete das Expertenteam erhebliche Schäden an Palmyras Museum. Eine Vielzahl der Sarkophage und Statuen, die zu groß waren, um sie vor den extremistischen Attacken in Sicherheit zu bringen, sind entstellt, zertrümmert oder geköpft. Die Experten identifizierten Notfallmaßnahmen, um Denkmäler zu sichern und zu stabilisieren. Sie stellten fest, dass umfangreiche Arbeiten notwendig sein werden, um die Schäden zu dokumentieren und wo möglich Wiederaufbaumaßnahmen zu leisten. Die Dokumentation und Sortierung der aufgefundenen Fragmente hat bereits begonnen.
Die große Kolonnade Palmyras, in deren Mitte ein Theater liegt, wurde von dem Expertenteam begutachtet. Sie stellten fest, dass der Triumphbogen und der Baal-Shamin-Tempel zerstört sind. Schäden am Baal-Tempel mussten aus der Ferne begutachtet werden, da die Entminung des Areals noch nicht abgeschlossen ist. Auch zur Zitadelle, die ebenfalls erhebliche Schäden aufweist, bestand kein Zugang.
Angesichts der vorläufigen Ergebnisse erklärte die UNESCO-Generaldirektorin Irina Bokova: "Palmyra ist eine Säule syrischer Identität und eine Quelle der Würde für alle Syrer. Die UNESCO ist entschlossen, Palmyra und weitere syrische Stätten gemeinsam mit allen Partnern im Rahmen einer breiten humanitären und Friedensmission zu sichern." In einer Gedenkminute gedachten Mitglieder der Expertengruppe der Menschen, die im Amphitheater umgebracht wurden.
Syriens Generaldirektor für Antiken und Museen, Professor Maamoun Abdulkarim, begleitete die UNESCO-Expertengruppe. Die Abgesandten zollten ihm und allen weiteren Beteiligten große Anerkennung für den couragierten Einsatz bei der Dokumentation und dem Schutz des syrischen Erbes. Sie betonten, dass Palmyra trotz der Zerstörungen von diversen ikonischen Gebäuden weiterhin einen großen Teil seiner Integrität und Authentizität behalten habe. Die UNESCO will mit zahlreichen Partnern kooperieren, um Notfallmaßnahmen einzuleiten.
Ein vollständiger Bericht zu der Welterbestätte wird dem UNESCO-Welterbekomitee im Rahmen seiner 40. Sitzung vom 10. bis 20. Juli 2016 in Istanbul vorgelegt. Ziel ist es dabei, konkrete Notfallmaßnahmen festzulegen. Die UNESCO wird eine internationale Expertengruppe nach Syrien entsenden, um Schäden in Palmyra und an weiteren Stätten im Detail zu evaluieren.
Seit 1980 steht Palmyra auf der UNESCO-Welterbeliste. Als Oase in der syrischen Wüste, nordöstlich von Damaskus gelegen, vereint Palmyra die Ruinen einer Stadt, die einst eines der wichtigsten kulturellen Zentren der Welt war. Die aus dem ersten und zweiten Jahrhundert stammende Kunst und Architektur von Palmyra kombiniert römisch-griechische Kulturtechniken mit lokalen Traditionen und persischen Einflüssen.
Quelle: www.unesco.de