Berlin. - Im Vorfeld der am Montag in Bonn beginnenden Klimakonferenz der Vereinten Nationen haben die Entwicklungsorganisationen Oxfam und CARE die Regierungsdelegationen aufgefordert, das Pariser Klimaschutzabkommen mit Leben zu füllen. Dafür müssten sie insbesondere den Ehrgeiz beim Klimaschutz und bei der finanziellen Unterstützung für die armen Länder steigern. Die bisherigen Klimaschutzpläne reichten bei weitem nicht aus, um den Anstieg der weltweiten Temperaturen im Mittel auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. 

Formal werde es in Bonn zunächst darum gehen, die Verhandlungen um ein detailliertes Regelwerk für die im Vertrag formulierten Grundlagen aufzunehmen, erklärte Oxfam. Dies beziehe sich etwa auf die Regeln dafür, wie die Länder den Umsetzungsstand ihrer Klimaschutz-Selbstverpflichtungen dokumentieren sollen. Auch würden konkreten Vorschriften Thema sein, nach denen die Länder – wie in Paris vereinbart – alle fünf Jahre neue, ehrgeizigere Selbstverpflichtungen vorlegen.

Die Bonner Runde werde sich aber auch der Herausforderung stellen müssen, dass die bisherigen Klimaschutz-Selbstverpflichtungen bei weitem nicht ausreichen, um das Ziel des Pariser Abkommens zu erfüllen, die globale Erwärmung möglichst auf unter 1,5°C zu begrenzen. Dies bestätigt laut Oxfam auch eine neue Analyse des UNFCCC-Klimasekretariats. Schon jetzt beeinträchtige der Klimawandel in den armen Ländern Ernten oder die Wasserversorgung und verschärfe Hunger und Armut.

Jan Kowalzig, Klima-Experte bei Oxfam, sagte: "In Paris haben die Regierungen versprochen, alles zu unternehmen, um den Anstieg der weltweiten Temperaturen im Mittel auf 1,5°C zu begrenzen. Die derzeit geltenden Klimaschutzpläne weisen auf eine Erwärmung um rund 3°C hin. Das heißt, wir bewegen uns langfristig auf ein gewaltiges Katastrophenszenario zu. Das ist allen bekannt, getan hat sich in den Monaten seit Paris aber nichts. Das muss sich dringend ändern, sonst versiegt die Aufbruchsstimmung und damit der Erfolg von Paris."

ARME LÄNDER ZU WENIG UNTERSTÜTZT

Die weitere große Baustelle der internationalen Klimapolitik bleibt aus der sicht von Oxfam die unzureichende finanzielle Unterstützung der armen Länder. Die Ergebnisse von Paris beinhalteten keine neuen Verpflichtungen der Geberländer, nach wie vor werde zu wenig Unterstützung für die Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels bereitgestellt.

"Die Geberländer haben sich in Paris erfolgreich um alle Verpflichtungen herumgedrückt", kritisierte Kowalzig. "Jetzt müssen die reichen Länder der in den Pariser Beschlüssen klar formulierten Aufforderung nachkommen, einen Finanzierungsfahrplan bis 2020 aufzustellen und gleichzeitig die Unterstützung für die Anpassung an den Klimawandel, etwa zur Sicherung der Ernten vor Dürren und Überschwemmungen, deutlich zu steigern. Gerade die Bundesregierung, die sich international gerne als Vorreiter bei den Klima-Hilfen darstellt, sollte sich diese Aufforderung zu Herzen nehmen."

"Es ist äußerst positiv, dass nach der offiziellen Vertragsunterzeichnung im April nun voraussichtlich bis Ende des Jahres über 50 Staaten das Vertragswerk auch in nationales Recht umsetzen werden, darunter auch die USA und China als größte Emissionsproduzenten", sagte Sven Harmeling, klimapolitischer Koordinator der Hilfsorganisation CARE. Somit werde das Abkommen wohl früher in Kraft treten können als ursprünglich geplant. "Aber wenn nun in Bonn auch zu den verschiedenen Themenblöcken im Detail verhandelt wird, dürfen nationale Interessen nicht über den gemeinsamen globalen Zielen stehen. Die Worte von Paris müssen in gemeinschaftliche Taten umgesetzt werden."

Das Rekordhitzejahr 2015 sowie die schweren globalen Auswirkungen des Wetterphänomens El Nino vom südlichen Afrika über Lateinamerika bis nach Asien zeigten deutlich, dass der Klimawandel keinen Aufschub duldet, warnte CARE. Und dafür reichten die bisherigen Verpflichtungen nicht. Die Klimapläne der Länder seien bisher noch nicht ehrgeizig genug und ließen die Welt allen Berechnungen zufolge weiter auf eine Erwärmung von 3 Grad Celsius zusteuern. "Dies ist jedoch noch immer ein zu gefährlicher Anstieg", so Harmeling. Die Emissionen müssten stärker und schneller reduziert werden, um die globale Erwärmung unter 1,5 Grad zu halten. "Diese Dezimalstellen hinter dem Komma, so klein sie auch scheinen mögen, entscheiden über das Überleben der ärmsten Menschen und Länder der Welt."

Quellen: www.oxfam.de | www.care.de


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