unicef global logoKöln. - Die weltweite Zahl von Kindern und Jugendlichen, die allein als Flüchtlinge oder Migranten unterwegs sind, hat sich laut UNICEF seit 2010 verfünffacht. Allein in den vergangenen beiden Jahren wurden in 80 Ländern etwa 300.000 unbegleitete und von ihren Eltern getrennte Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren registriert, 2010 und 2011 waren es nur 66.000 Kinder. Zu diesem Ergebnis kommt das UN-Kinderhilfswerk in dem neuen Bericht "A child is a child. Protecting children on the move from violence, abuse and exploitation".

 Der Report dokumentiert die Motive der Heranwachsenden, sich auf den Weg zu machen sowie die Risiken, denen sie ausgesetzt sind. Denn immer mehr minderjährige Flüchtlinge und Migranten weichen auf extrem gefährliche Routen aus. Da es kaum legale Wege gibt, um Landesgrenzen zu überqueren, sind sie auf die Hilfe von Schleusern und Menschenhändlern angewiesen. Der Bericht unterstreicht die dringende Notwendigkeit internationaler Vereinbarungen und Maßnahmen, um diese Kinder und Jugendlichen vor Ausbeutung, Missbrauch und dem Tod zu bewahren.

"Jedes einzelne Kind, das sich allein auf die Suche nach einer neuen Heimat macht, ist eines zu viel. Wir Erwachsenen tun zu wenig, um sie zu schützen", sagte Justin Forsyth, stellvertretender Exekutivdirektor des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen. "Skrupellose Schleuser und Menschenhändler nutzen die Verletzlichkeit der Mädchen und Jungen aus. Sie helfen ihnen über die Grenzen, nur um sie wie Sklaven zu verkaufen oder zur Prostitution zu zwingen. Es ist unfassbar, dass wir Kinder und Jugendliche nicht besser vor diesen Verbrechern schützen können."

Auch der 17-jährigen Mary aus Nigeria konnte erst zu spät geholfen werden. Wie viele andere wurde auch sie Opfer eines Menschenhändlers, der ihr versprach all ihre Kosten zu übernehmen und sie in Sicherheit zu bringen. In Libyen stellte sich jedoch heraus, dass dies falsche Versprechungen waren. Mehr als drei Monate wurde sie hier von ihrem vermeintlichen Helfer in Gefangenschaft gehalten und missbraucht: "Er sagte zu mir, wenn ich nicht mit ihm schlafe, würde er mich nicht nach Europa bringen. Und dann vergewaltigte er mich", berichtete Mary, die mittlerweile in Italien in einer Unterkunft für Opfer sexueller Ausbeutung untergebracht ist. Der aktuelle UNICEF-Bericht dokumentiert zahlreiche ähnlich traumatische Erfahrungen.

"Kinder und Jugendliche auf der Flucht und in der Migration haben ein Recht auf besonderen Schutz und Hilfe – unabhängig von ihrer Nationalität und ihrem Aufenthaltsstatus. Doch tatsächlich werden diese Rechte immer wieder ignoriert", sagte Christian Schneider, Geschäftsführer von UNICEF Deutschland. "Das Schicksal dieser Mädchen und Jungen gehört auf die Agenda des G7-Gipfels in der kommenden Woche. Wir brauchen jetzt bessere internationale Vereinbarungen zum Schutz und zur Unterstützung dieser Kinder und Jugendlichen."

Im Vorfeld des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs der G7 am 26. und 27. Mai 2017 in Italien hat UNICEF einen Sechs-Punkte-Plan zum Schutz von geflüchteten und migrierten Kindern vorgelegt. Dieser umfasst folgende Maßnahmen:

  • Kinder auf der Flucht müssen vor Ausbeutung und Gewalt geschützt werden.
  • Die Inhaftierung von geflüchteten oder migrierten Kindern muss aufhören.
  • Die Einheit der Familie muss gewahrt bleiben und jedes Kind braucht einen legalen Aufenthaltsstatus.
  • Alle geflüchteten und migrierten Kinder müssen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung haben.
  • Die Ursachen für die Flucht von Kindern und Jugendlichen aus ihrer Heimat müssen bekämpft werden.
  • Fremdenfeindlichkeit und Diskriminierung müssen bekämpft werden.

Lauf dem Bericht haben 200.000 unbegleitete Kinder und Jugendliche haben in den Jahren 2015 und 2016 in 80 Ländern Asyl beantragt. Im gleichen Zeitraum wurden 100.000 unbegleitete Mädchen und Jungen an der Grenze zwischen Mexiko und der USA aufgegriffen. In Europa haben 170.000 unbegleitete Kinder unter 18 Jahre in den Jahren 2015 und 2016 Asyl beantragt. 

Der Anteil von Minderjährigen unter den Opfern von Menschenhandel beträgt dem Bericht zufolge annähernd 28 Prozent. Den höchsten Anteil von Kindern und Jugendlichen unter den Opfern von Menschenhandel haben die afrikanische Staaten südlich der Sahara sowie die Länder Zentralamerikas und der Karibik mit 64 beziehungsweise 62 Prozent. Schätzungsweise 20 Prozent der Schleuser haben Verbindungen zu Menschenhändlerbanden.

Quelle: www.unicef.de 


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