tdfBerlin. - In Deutschland leben immer mehr Mädchen und Frauen, die von weiblicher Genitalverstümmelung betroffen sind. Aktuell sind es mehr als 58.000 Frauen und darüber hinaus sind mindestens 13.000 Mädchen gefährdet. Damit ist die Zahl der betroffenen Frauen gegenüber 2016 um 10.000 gestiegen, die der gefährdeten Mädchen um 4.000. Dies geht aus der neuesten Hochrechnung von TERRE DES FEMMES hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurden.

Die Frauenrechtsorganisation veröffentlicht seit 1998 fast jährlich eine eigene Hochrechnung der von weiblicher Genitalverstümmelung Betroffenen und Gefährdeten in Deutschland.

"Der Anstieg ist besonders auf verstärkte Migration aus Ländern, zurückzuführen, in denen weibliche Genitalverstümmelung praktiziert wird“, erklärt Charlotte Weil, Fachreferentin zu weiblicher Genitalverstümmelung von TERRE DES FEMMES. Dies betrifft besonders Irak, Eritrea und Somalia. Die Zahl der betroffenen Frauen mit irakischer Staatsbürgerschaft in Deutschland ist innerhalb des letzten Jahres um 61 Prozent gestiegen und die der gefährdeten Mädchen sogar um 118 Prozent, hat sich also mehr als verdoppelt. „Es ist also umso wichtiger, auch hier in Deutschland zum Thema aufzuklären und ins Gespräch mit praktizierenden Communities zu treten, um insbesondere gefährdete Mädchen zu schützen," erklärte Charlotte Weil.

Dies macht TERRE DES FEMMES im Rahmen des "CHANGE Plus" Projektes, das von der Frauenrechtsorganisation koordiniert und von der EU ko-finanziert wird. Gemeinsam mit sieben europäischen Partnern bilden die Organisationen MultiplikatorInnen, so genannte "CHANGE Agents" aus. Sie stammen aus Communities, in denen weibliche Genitalverstümmlung zur Tradition gehört und deshalb nach wie vor praktiziert wird. Die "CHANGE Agents" klären seit Anfang des Jahres innerhalb ihrer eigenen Communities über Hintergründe und Folgen der Genitalverstümmelung auf. Fadhumo Musa, Aktivistin aus Somalia, ist eine der CHANGE Agents in Berlin. "In unserer Gesellschaft ist weibliche Genitalverstümmelung ein Tabu-Thema. Deshalb ist es umso wichtiger, endlich darüber zu sprechen und dieses Tabu zu brechen, um unsere Mädchen zu schützen" sagte sie. Die Communities wissen oftmals nicht über die Folgen dieser schädlichen Praktik Bescheid. "Deshalb müssen wir sie darüber aufklären. Sensibilisierung ist der Schlüssel zu einem Wandel", sagte Fadhumo Musa.

TERRE DES FEMMES fordert neben verstärkter Aufklärungsarbeit auch einen besseren Schutz von gefährdeten Mädchen. Dafür muss das Thema weibliche Genitalverstümmelung in Aus- und Weiterbildungspläne von Fachpersonal aus medizinischen, pädagogischen, sozialen und juristischen Berufsfeldern aufgenommen werden. Nur so kann rechtzeitig eine Gefährdung erkannt und kompetent gehandelt werden. Auch spezialisierte Beratungsstellen müssen flächendeckend in Deutschland gesichert sein, um sowohl Gefährdete als auch Betroffene mit ihren speziellen Bedürfnissen qualifiziert zu unterstützen.

Quelle: frauenrechte.de


Back to Top

Wir nutzen ausschließlich technisch notwendige Cookies auf unserer Website.