Berlin. - Das zentrale EU-Instrument für Klimaschutz im Verkehr versagt. Das zeigt eine Studie des Beratungsinstituts Ecologic im Auftrag von Greenpeace. Die durchschnittlichen CO2-Grenzwerte für die Pkw-Flotten der Hersteller haben die Emissionen im Verkehr nicht gesenkt. Im Gegenteil: Verglichen mit 1990 verursacht der Verkehr in der EU zuletzt sogar etwa ein Fünftel mehr Kohlendioxid.
Die Studie belegt laut Greenpeace, dass mit den EU-Flottengrenzwerten weder die in Paris vereinbarten Klimaziele noch ein Umstieg auf saubere Mobilität erreicht werden. Der Flottengrenzwert bezieht sich nicht auf einzelne Autos, sondern auf die durchschnittlichen Emissionen aller Modelle eines Herstellers, gemessen unter Laborbedingungen. Das Instrument berücksichtigt weder die gefahrenen Kilometer, noch die Zahl der Autos.
"Flottengrenzwerte taugen nicht zum Schutz des Klimas", sagte Greenpeace Verkehrsexperte Tobias Austrup. "Die nächste Bundesregierung muss wirksame nationale Maßnahmen ergreifen. Spätestens ab 2025 dürfen keine weiteren Pkw mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden."
Am Mittwoch legt die EU-Kommission neue Vorschläge vor, wie der CO2-Ausstoß im Verkehr gesenkt werden kann. Erwartet werden niedrigere Flottengrenzwerte für die Zeit nach 2025. Derzeit dürfen die Neuwagen eines Herstellers in der EU im Schnitt 120 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen. Ab 2020 sinkt der Wert auf 95g/km. Seit der Einführung der Flottengrenzwerte im Jahr 2009 sind die spezifischen Emissionen von neuen Pkw in Deutschland lediglich um 1,8 Prozent gesunken, die CO2-Emissionen aus dem gesamten Pkw-Verkehr jedoch um 4,7 Prozent gestiegen.
Der Grund dafür sind laut Greenpeace mehr, schwerere und stärker motorisierte Autos, die Effizienzgewinne auffressen. In Deutschland stieg das durchschnittliche Gewicht neuer Pkw zwischen 2001 und 2015 von 1357 Kilogramm auf 1460 Kilogramm. Die durchschnittliche Motorleistung neuer Pkw kletterte von 83 auf 106 Kilowatt. Auch geht die Schere zwischen offiziellem und realem Spritverbrauch immer weiter auseinander. Inzwischen liegt der Realverbrauch von Neuwagen 42 Prozent über den Herstellerangaben – mit den entsprechenden Mehremissionen. "Klimaschutz muss auf der Straße stattfinden, nicht im Werbeprospekt", betonte Austrup.
Der Verkehr sei das Sorgenkind im deutschen Klimaschutz, erklärte Greenpeace. Während alle anderen Bereiche ihren CO2-Ausstoß senken, leiste der Verkehr seit 1990 keinerlei Beitrag. In den Sondierungsgesprächen über eine mögliche Jamaika-Koalition gibt es massiven Streit um die Zukunft des Verbrennungsmotors. Während die Grünen ein Zulassungsverbot für Diesel- und Benzinautos ab 2030 fordern, lehnen Union und FDP dieses ab. Derweil treten immer neue Hersteller auf, die ausschließlich E-Autos produzieren und den klassischen Autobauern Marktanteile streitig machen. "Wenn die deutsche Autoindustrie den sich beschleunigenden Umstieg auf E-Autos überleben soll, gehört der Ausstieg aus dem Verbrennungsmotor in den Koalitionsvertrag", so Austrup.
Quelle: www.greenpeace.de