care Bonn. - Eine neue Studie der internationalen Hilfsorganisation CARE zeigt gravierende Lücken im rechtlichen Schutz von Frauen auf der Flucht auf. Europäische Regierungen sollten ihre Verpflichtungen zur Familienzusammenführung einhalten und darüber hinaus dringend mehr Maßnahmen ergreifen, um Frauen besser zu schützen, fordert die Hilfsorganisation.

Die Studie "Left behind: How the world is failing women and girls on refugee family reunion" zeigt, dass Familienzusammenführung verstärkt genutzt werden muss, um Frauen und Mädchen aus der Unsicherheit zu befreien, die sie als Flüchtlinge alleine in der Fremde erleben. Fast alle haben auf der Flucht sexualisierte Gewalt oder andere Übergriffe erlebt und sitzen etwa auf den griechischen Inseln fest, wo sie in äußerst unsicheren und prekären Verhältnissen hoffen und warten, mit ihrer Familie vereint zu werden. 

Doch die humanitäre Klausel der Dublin-III-Verordnung, nach der Geflüchtete aus humanitären Gründen umgesiedelt werden können, werde kaum angewendet, so CARE. Diese Klausel könnte jedoch neben der Familienzusammenführung gezielt genutzt werden, um weiblichen Überlebenden sexueller und geschlechterspezifischer Gewalt Asyl und Umsiedlung – und damit Schutz – zu ermöglichen.

Von 160.000 Flüchtlingen, die laut Zusagen europäischer Regierungen von Griechenland und Italien auf andere Länder der EU umverteilt werden sollten, sind bislang erst rund 31.770 Menschen an ihrem Zielort angekommen. Mehr als 86 Prozent der Anträge auf Familienzusammenführung werden CARE zufolge von Frauen gestellt, die dringend Schutz brauchen. 

"Familien gehören zusammen – für uns als Deutsche wird das an Weihnachten besonders deutlich", betonte CARE-Generalsekretär Karl-Otto Zentel. "Doch Regierungen in Europa, inklusive Deutschland, arbeiten bei geflohenen Menschen mit einem sehr engen Verständnis von Familie. Familienmitglieder in europäischen Ländern, die traumatisierten Frauen Schutz bieten könnten, werden nicht als solche anerkannt. Das muss sich dringend ändern", so Zentel. 

Die CARE-Studie zeigt weitere Defizite auf: Ausreichende Rechtsberatung, die Unterstützung bei der Bewältigung von Traumata und sichere Räume für Frauen in Flüchtlingsunterkünften kommen entschieden zu kurz. "Wir können nicht akzeptieren, dass Länder des globalen Südens und Staaten an den Außengrenzen der EU die Hauptlast tragen bei der Versorgung geflohener Menschen", mahnte Zentel. "Als eines der reichsten Länder der Welt steht Deutschland in der Pflicht, Menschen, die vor Gewalt und Verfolgung fliehen, zu unterstützen und insbesondere die Bedürfnisse von Frauen zu berücksichtigen. Wir müssen alles für ihren Schutz tun."

=> CARE-Studie

Quelle: www.care.de 


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