Berlin. - Bananen für 99 Cent das Kilo – was bleibt da für die Bananen-Bauern? Die billigen Preise haben teure Folgen, wie eine aktuelle Studie zeigt: Der Anbau der gelben Früchte verursacht externe Kosten bei Mensch und Umwelt in den Anbauländern. Der Preisdruck entlang der Lieferkette führe zu schlechter sozialer Absicherung, niedrigen Einkommen und Umweltverschmutzung, berichtete die Fairtrade-Organisation TransFair. Fairer Handel schneide im Vergleich zum konventionellen Anbau besser ab, so die Studie der Organisationen True Price und Truecost. Insbesondere die sozialen Folgekosten seien beim fairen Handel deutlich geringer.
Fairtrade sei noch nicht am Ziel, betonte der TransFair-Vorstandsvorsitzende Dieter Overath auf der Messe Fruit Logistica, "aber ohne fairen Handel sind nachhaltige Lieferketten und Handel auf Augenhöhe nicht zu erreichen". Vorbildfunktion übernehme hier zum Beispiel der Fairtrade-Partner AgroFair, denn genossenschaftlich organisierte Kleinbauern seien Miteigentümer des Importeurs.
In Deutschland tragen alle Fairtrade-Bananen auch ein Bio-Siegel. Mit knapp 87.000 Tonnen und einem Plus von 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr erreichten faire Bananen im Biobereich 2017 einen Marktanteil von gut 70 Prozent. Aber: "Nicht alle Bauern können auf Bio umstellen. Wir brauchen deshalb nicht nur die gute Biobanane, sondern die bessere konventionelle Banane, und die sollte das Fairtrade-Siegel tragen", so der Appell von Dieter Overath. "In Puncto nachhaltigere Bananen-Lieferketten könnte der Handel ein klares Signal setzen."
Dass das nötig ist, bestätigte das Magazin Ökotest (01/2018). Die Verbraucherschützer empfahlen Fairtrade als den "Goldstandard". Im Test schnitten fast alle Fairtrade-Bananen mit "sehr gut" ab. Konventionelle Früchte zeigten Mängel bei Herstellungsbedingungen und Pestiziden. Hier reicht das Gesamturteil von "befriedigend" bis "ungenügend."
Bananenanbau hat oftmals negative Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Pro Kiste (18 kg) konventionell angebauter Bananen entstehen in den Anbauländern Folgekosten von durchschnittlich rund 5,40 Euro (6,70 USD). "Die sozialen Auswirkungen des Preisdrucks entlang der Lieferkette sind Unterbezahlung, Mängel bei der Arbeitssicherheit und beim Gesundheitsschutz", erläuterte Bananen-Expertin Silvia Campos von Fairtrade International. Fairtrade schneide besser ab, weil weniger Kosten ausgelagert werden müssen: "Fairtrade schreibt zum Beispiel Mindestlöhne und die Einhaltung der ILO-Kernarbeitsnormen vor. Zudem investieren die Bananen-Organisationen unter anderem in Qualität und Produktivität. Diese Maßnahmen helfen, die Erträge zu steigern und den Wasserverbrauch und Düngemittel zu reduzieren, was die externen Kosten weiter senkt."
Der faire Handel trage zu nachhaltigerem Bananen-Anbau bei, sagte Marike de Pena, Vorstand des lateinamerikanischen Fairtrade-Produzentennetzwerks CLAC: "Stabile Mindestpreise sorgen für Planungssicherheit. Die zusätzliche Fairtrade-Prämie fließt in Projekte für besseres Abfall- und Wassermanagement, Methoden, um die Bodenfruchtbarkeit zu verbessern und Grundbedarfe, wie Bildung und Gesundheitsvorsorge. Als Produzentennetzwerk fördern wir den Wissenstransfer unter den Bauern, bieten Trainings an und steigern Qualität und Effizienz im Anbau. Die Studie zeigt: Wir sind auf dem richtigen Weg!"
Auch Fairtrade ist noch nicht bei "Null". Die Organisationen Truecost und True Price berechneten bei Fairtrade externe Kosten von 2,90 Euro (3,65 USD) pro Kiste. Umweltfaktoren wie der Klimawandel, Flächen- und Wassernutzung verursachen Folgekosten, Löhne und Einkommen müssen auch im fairen Handel noch steigen. "Damit existenzsichernde Einkommen erreicht werden können und auch die Umwelt nicht hintansteht, muss der enorme Preisdruck entlang der Lieferkette aufhören", betonte Dieter Overath. "Dafür brauchen wir klare Rahmenbedingungen. Die müssen von der Politik gesetzt werden."
Hans-Willem van der Waal, Managing Director von AgroFair, stimmte dem zu: "Wenn wir auch in Zukunft Bananen essen wollen, müssen wir bereit sein, einen Preis für die Südfrucht zu zahlen, der nachhaltigen Anbau ermöglicht." Agrofair ist einer der größten Importeure für fair gehandelte Bananen. "Die Ansprüche an die Qualität sind enorm, das muss sich im Preis wiederfinden. Wir sehen den positiven Einfluss des fairen Handels bei unseren Partnern. Fairtrade sollte im Handel Normalität sein."
Wozu im deutschen Einzelhandel noch der Mut fehlt, hat in den Niederlanden schon Erfolg: Bei den Supermarktketten, Plus, Spar, Marqt und Deen gibt es ausschließlich Fairtrade-Bananen. Bei weiteren Südfrüchten lohnt der Blick in die Schweiz: Breit distribuiert ist die Produktpalette und reicht von Ananas und Avocado über Granatapfel und Mango bis zu Passionsfrucht und Zitrone. In Deutschland waren 2017 in kleineren Mengen Limetten und Orangen, Passionsfrüchte, Papaya und Physalis erhältlich. Ihr Gesamtabsatz lag laut TransFair bei rund 4.700 Tonnen.
Quelle: www.fairtrade-deutschland.de