Nürnberg. - Fünf Jahre lang haben drei von Jesuiten getragene Institutionen zum Thema Steuergerechtigkeit und Armut in Deutschland, Kenia und Sambia geforscht. Am Montag haben sie die Ergebnisse des Forschungsprojekts "Steuergerechtigkeit und Armut" veröffentlicht. Demnach gibt es überraschende Parallelen in den drei sehr verschiedenen Ländern. Das deutsch-afrikanische Forschungsprojekt betont insbesondere die Zusammenhänge von unerlaubten und illegalen Finanzströmen und wachsender Armut.
Die Jesuitenmission Deutschland, das Jesuit Centre for Theological Reflection (Lusaka/Sambia) und das Jesuit Hakimani Centre (Nairobi/Kenia) haben in einer fünfjährigen Forschungskooperation die Zusammenhänge von Steuergerechtigkeit und Armut in Deutschland (hier mit dem Schwerpunkt auf Bayern), Kenia und Sambia erforscht. "Kenia und Sambia kämen ohne Entwicklungshilfe aus, wenn sie das, was in ihren Ländern erwirtschaftet wird, angemessen und fair besteuern könnten", lautet das Resümee von Jörg Alt SJ von der Jesuitenmission Deutschland.
Es gebe überraschende Parallelen in den drei sehr verschiedenen Ländern Deutschland, Kenia und Sambia, so die Forscher: "Einkommens- und Vermögensungleichheit sind groß und wachsen. Die 'Top-1%' unterminieren über Lobbyismus, persönliche Bekanntschaften oder Korruption die Demokratie. Steuerbehörden haben in die realen Vermögensverhältnisse keinen Einblick und können entsprechend keine Besteuerung nach Leistungsfähigkeit durchsetzen. Private, betriebliche und kriminelle Großvermögen schaden so den Gemeinwesen und wälzen die Steuerlast auf andere ab."
Das jesuitische Forschungsprojekt hebt aber vor allem einen Unterschied hervor: "Die aktuelle internationale Steuerarchitektur macht reiche Staaten reicher: Viel Geld fließt auf dunklen Kanälen aus Kenia und Sambia ab und findet über Steuerparadiese den Weg auch nach Deutschland, wo es lukrativ investiert wird."
Jörg Alt SJ, für die Jesuitenmission Deutschland verantwortlich für das Forschungsprojekt, betonte: "Afrika ist in der Tat ein reicher Kontinent. Dass afrikanische Staaten ihren Bürgern kein besseres Leben bieten können, ist auch in der Schuld reicher Länder wie Deutschland begründet. Könnten afrikanische Staaten unerlaubte Kapitalabflüsse unterbinden und inländische Wertschöpfung angemessen besteuern, bräuchte Afrika keine Entwicklungshilfe mehr."
Die reichen Staaten der Welt, auch Deutschland, seien gemäß dem Prinzip der Hilfe zur Selbsthilfe dazu aufgerufen, arme Länder zu unterstützen, so die Jesuitenmission Deutschland. Nötig seien dafür eine fairere internationale Steuerarchitektur,mehr Transparenz bei großen Vermögen, Hilfe beim Aufbau einheimischer Steuerverwaltungen sowie die Unterstützung im internationalen Kampf gegen unerlaubte Kapitalflüsse und beim gemeinsamen Durchsetzen berechtigter Steueransprüche.
"Dies wäre zugleich ein guter Weg, Migrationsbewegungen nach Europa auszudünnen und den Auswirkungen des Klimawandels vor Ort zu begegnen", betonte Jörg Alt.
=> Mehr Informationen: www.taxjustice-and-poverty.org
Quelle: www.jesuitenmission.de