handicap internationalMünchen. - Acht Millionen Tonnen explosiver Kriegsreste bedrohen auch ein Jahr nach der Befreiung die Stadt Mossul im Nordirak. Während Tausende von Verletzten versuchen, medizinische Versorgung zu bekommen und mehr als 300.000 Binnenvertriebene in Flüchtlingslagern ausharren und auf ihre Rückkehr warten, gleicht die Stadt einer Zeitbombe. Die Hilfsorganisation Handicap International fordert dringend dazu auf, die Opfer zu versorgen und die explosiven Überreste zu räumen.

Zwischen Oktober 2016 und Juli 2017 wurde Mossul von über 1.700 Luftschlägen und rund 2.800 Explosionen getroffen, die eine beispiellose Menge an explosiven Kriegsresten hinterlassen haben, berichtete Handicap International. Hinzu kommen tausende improvisierte Sprengkörper, die vom sogenannten Islamischen Staat als Sprengfallen platziert wurden. Allein im Krankenhaus Al Shifa wurden 1.500 Blindgänger gefunden. 

Auch heute noch ereignen sich viele Unfälle und ganze Stadtteile sind so stark verseucht, dass ein Betreten unmöglich ist. Seit dem 10. Juli 2017 wurden der Hilfsorganisation Handicap International aus der Provinz Ninive 127 Unfälle mit 186 Opfern gemeldet. Allerdings sei die tatsächliche Zahl wohl weitaus höher, da es schwierig ist, alle Opfer genau zu erfassen.

Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung sind groß: schwere Verletzungen, dauerhafte Behinderungen und Amputationen. Zwischen dem 10. Juli 2017 und dem 15. März 2018 haben 1.225 Personen Rehabilitationsleistungen von Handicap International erhalten. Darunter wurden 34 Prozent in Verbindung mit dem Konflikt verletzt, 86 Prozent davon durch Blindgänger.

Die enorme Anzahl an explosiven Kriegsresten in der Stadt hindert die Bevölkerung daran, nach Jahren traumatischer Erfahrungen wieder zu einem normalen Leben zurückzukehren. Am 15. Mai konnten sich 57 Prozent der Binnenvertriebenen aus Ninive eine Rückkehr nicht vorstellen. Als Grund gaben 22 Prozent davon die explosiven Kriegsreste und selbstgebauten Sprengkörper an.

Handicap International forderte die internationale Gemeinschaft auf, sich ihrer Verantwortung zu stellen. Die unverhältnismäßige Anzahl an Anschlägen sowie die Gefahr durch improvisierte Sprengkörper und explosive Kriegsreste machten Mossul zu einer der am stärksten verseuchten Städte der Welt.

"Mossul muss dringend entmint, die Bevölkerung für die Gefahren der explosiven Kriegsreste sensibilisiert und die Opfer versorgt werden. Unsere Teams vor Ort stehen bereit. Allerdings muss die internationale Gemeinschaft zeigen, dass sie sich langfristig für die Minenräumung einsetzt", sagte Thomas Hugonnier, Leiter der Entminungsaktionen von Handicap International. "Die Staaten müssen alles in ihrer Macht Stehende tun, damit die traumatisierte Bevölkerung von Mossul wieder zu einem normalen Leben zurückkehren kann.

Quelle: www.hi.org 


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