gfbvGöttingen. - Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) rechnet damit, dass die Anzahl von Flüchtenden aus Marokko nach Spanien weiter steigt. Der Grund dafür sei, dass das marokkanische Königshaus die "Repression gegen die Protestbewegung Hirak im Rif-Gebirge offenbar nicht beenden" wolle, erklärt die Menschenrechtsorganisation am Montag in Göttingen.

"Vergeblich erhofften wir uns von der Thronrede des Königs Mohammed VI. am Sonntag die Ankündigung einer Amnestie für willkürlich verhaftete Demonstranten aus der verarmten Region", kritisierte GfbV-Direktor Ulrich Delius. "Obwohl der König seine alljährlich mit Spannung erwartete Thronrede in der Stadt Al Hoceima, der Hochburg der Protestbewegung, gehalten hat, hat er Hirak dabei mit keinem Wort erwähnt. Er hat nur neue wirtschaftliche und soziale Initiativen angekündigt, die seinen Kritikern jedoch längst nicht genügen."

Mehr als 400 Menschen aus dem Rif-Gebirge, unter ihnen viele nicht-arabische Masiren (Berber), wurden laut GfbV seit Oktober 2016 wegen ihrer Kritik an Machtmissbrauch, Korruption und Vernachlässigung ihrer Region festgenommen. 53 Unterstützer von Hirak seien Ende Juni 2018 zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt worden.

Unter den 18.000 Flüchtenden, die in Spanien zwischen Januar und Juni 2018 eintrafen, stellten nach Informationen des Flüchtlingshochkommissariats der Vereinten Nationen (UNHCR) Menschen aus Marokko mit 2.600 Personen die drittgrößte Gruppe. Daran hat sich auch im Monat Juli 2018 nichts geändert. Darauf wies die UN-Migrations-Organisation (IOM) bei der Vorlage ihrer neuesten Zahlen in der vergangenen Woche hin. Laut IOM fliehen nur aus Subsahara-Afrika und Guinea noch mehr Menschen nach Spanien. Im Vergleich zum ersten Halbjahr 2016 hat sich im Jahr 2018 die Zahl der in Spanien ankommenden Flüchtenden vervierfacht.

"Offensichtlich hat das marokkanische Königshaus kein Interesse an einer politischen Lösung der Krise in der Rif-Region, sondern setzt nur auf Willkür und Gewalt", sagte Delius. "Wenn Europas Regierungen ihren Leitspruch, Ursachen von Flucht und Migration in den Herkunftsländern bekämpfen zu wollen, ernst nehmen, dann dürfen sie zur Menschenrechtskrise in Marokko nicht länger schweigen." Mit jedem Monat des politischen Stillstands in dem Königreich werde der Exodus größer, warnte der Menschenrechtler.

Quelle: www.gfbv.de 


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