gfbvGöttingen. - Nach einer erneuten Eskalation im Bürgerkrieg in Kamerun hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) Frankreich, Großbritannien und Deutschland Versagen bei der Konfliktprävention in dem afrikanischen Staat vorgeworfen. Seit letztem Montag starben bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Soldaten und Anhängern der anglophonen Unabhängigkeitsbewegungen mindestens 53 Menschen.

"Die ehemaligen Kolonialmächte, die noch immer sehr einflussreich in Kamerun sind, schauen tatenlos zu, wie das Land in Chaos und Gewalt versinkt", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen. "Dabei haben sie den Anspruch, Konfliktprävention in ihrer Außenpolitik einen besonderen Vorrang zu geben. Vor allem Kameruns Schutzmacht Frankreich versagt dabei, die Regierung des Landes zu einer politischen Lösung des eskalierenden Streits um die Zukunft der anglophonen Regionen zu drängen."

Die Menschenrechtler zeigten sich enttäuscht, dass sich Kameruns Staatspräsident Paul Biya auch nach seiner Neuwahl im Oktober 2018 nicht zu einem glaubwürdigen politischen Dialog zur Lösung der eskalierenden Krise bereit zeige. Statt sich um Vertrauensbildung mit den um die staatliche Unabhängigkeit der anglophonen Regionen kämpfenden Bewegungen zu bemühen, schüre Biyas Regierung die militärischen Auseinandersetzungen und gehe gewaltsam gegen die Separatisten vor. So seien am Montag bei Kämpfen zwischen der Armee und Unabhängigkeitskämpfern mindestens 26 Personen bei der Stadt Nkambe gestorben. Weitere 27 Menschen seien am Dienstag nahe dem Ort Ndu bei bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen regulären Soldaten und Aktivisten von Unabhängigkeitsbewegungen getötet worden.

"Die Kämpfe in dieser Woche markieren einen neuen traurigen Höhepunkt der Gewalt in Kamerun. Wegschauen und Ignorieren des Konflikts wird die Gewalt nur weiter schüren. Mit militärischen Mitteln ist der Konflikt nicht zu lösen", warnte Delius.

Seit dem Ausbruch der Kämpfe im Jahr 2016 sind nach GfbV-Angaben mindestens 400 Zivilisten gewaltsam zu Tode gekommen und 175 Sicherheitskräfte getötet worden. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits 437.000 Menschen vor der Gewalt in andere Landesteile oder in das benachbarte Ausland geflohen.

Quelle: www.gfbv.de 


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