mccBerlin. - Die öffentliche Akzeptanz einer CO2-Steuerreform hängt vor allem von ihren Auswirkungen auf die ärmeren Bevölkerungsgruppen ab. Eine neue Studie des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin hat nun die direkten und indirekten Verteilungswirkungen einer CO2-Preisreform auf fossile Energieträger für 87 Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen untersucht. Demnach würde eine entsprechende Klimapolitik die Ungleichheit in ärmeren Ländern langfristig verringern.

Entgegen bestehender Befürchtungen zeigt die neue MCC Studie "Poverty and distributional effects of carbon pricing in low- and middle-income countries – A global comparative analysis", dass die Verteilungswirkung gerade in den ärmeren Ländern progressiv wäre: Reichere Haushalte müssten einen größeren Teil ihres Einkommens als Steuer abgeben als Ärmere. Bestehende Einkommensungleichheiten würden also langfristig reduziert, und nicht verstärkt. Die Studie deckt 75 Prozent der Weltbevölkerung und über 90 Prozent der ärmsten Menschen mit einem Einkommen unter drei US-Dollar pro Tag ab.

Der Effekt kann laut MCC hauptsächlich damit erklärt werden, dass die ärmsten Haushalte prozentual weniger für Energie, wie zum Beispiel Benzin oder Strom ausgeben. Der Konsum von Lebensmitteln, Gütern oder Dienstleistungen sei dagegen weniger bedeutsam. Die Studie zeigt allerdings auch, dass sich der Effekt in reicheren Ländern umdreht. Ab einem bestimmten Einkommen sinkt der Anteil der Ausgaben für Energie am Gesamteinkommen und ärmere Haushalte werden stärker belastet als Wohlhabende.

Die Autorin und die Autoren weisen daher auf die wichtige Rolle von umverteilenden Politikinstrumenten hin, um die möglichen sozialen Kosten abzufedern. Reichere Länder, die tendenziell auch höhere Emissionen aufweisen, haben dafür in der Regel bessere finanzielle Ressourcen und institutionelle Kapazitäten. Doch auch in ärmeren Ländern ist die soziale Dimension wichtig. "Eine Steuer von 30 US$ pro Tonne CO2 würde das verfügbare Einkommen der niedrigsten Einkommensgruppe in den meisten ärmeren Ländern um bis zu 2,5 Prozent senken", erklärte Ira Dorband, Leitautorin der Studie. "Ein Teil der durch die CO2-Steuer generierten Einnahmen sollte daher auf jeden Fall für das Abfedern der sozialen Kosten genutzt werden", so Ko-Autor Matthias Kalkuhl.

Die Ergebnisse haben wichtige Implikationen für die internationale Klimapolitik. Denn je früher im Entwicklungsstadium Länder CO2-Preise einführen, desto einfacher stellt sich deren politische Einführung dar. "CO2-Bepreisung wäre auch in heute noch armen Ländern das richtige Instrument, um sicherzustellen, dass sie erst gar keine fossile Energiewirtschaft aufbauen", sagte Jan Steckel, Leiter der Arbeitsgruppe Klimaschutz und Entwicklung und ebenfalls Autor der Studie. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Quelle: www.mcc-berlin.net 


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