mccBerlin. - Was wäre möglich beim Klimaschutz, wenn ihm die Regierung und die Bevölkerung allerhöchste Priorität einräumten? Wenn es keinen Widerstand von fossilen Industrien im Inland gäbe, und wenn man die Verkehrs- und Energie-Infrastruktur nicht mit dem Ausland koordinieren müsste? Solche Idealbedingungen gibt es tatsächlich: auf kleinen Inselstaaten wie Barbados in der Karibik, Mauritius im Indischen Ozean oder Fidschi im Südpazifik. Was dann möglich wird, zeigt eine neue Studie unter Mitwirkung des Berliner Klimaforschungsinstituts MCC (Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change).

"Der Klimaschutz in kleinen Inselstaaten ist für die Welt bedeutsam, auch wenn er mengenmäßig nicht ins Gewicht fällt", erklärte Felix Creutzig, Mitautor und Leiter der MCC-Arbeitsgruppe Landnutzung, Infrastruktur und Transport: "Denn eine globale Wende hin zu einer CO2-freien Zukunft braucht positive Beispiele und Erfolgsgeschichten – und genau diese Länder könnten sie liefern." Es seien dort spezifische Entwicklungspfade realistisch, die in der Forschungsliteratur bislang kaum beschrieben wurden.

Die Bedrohung durch Erderwärmung und Anstieg der Meeresspiegel sind für die kleinen Inselstaaten besonders offensichtlich, das erhöht der Studie zufolge die Bereitschaft für nationale Klimapolitik. Dass dafür auch extra Spielraum ist, habe drei Gründe: die Insellage, die für solche Länder typische Siedlungsstruktur und der hohe Stellenwert von Tourismus. Für Barbados, Mauritius und Fidschi rechnet das Autorenteam exemplarisch vor, dass sich dort die Dekarbonisierung des Verkehrs besonders leicht umsetzen lässt, etwa durch E-Mobilität, Sharing-Lösungen oder ein effizientes Busliniennetz.

So ist die Küstenstraße ideal, um Orte an öffentlichen Verkehr anzubinden. Der Umstieg auf E-Mobilität ist wegen der geringen Fläche günstig – Fidschi etwa zahlt jährlich 10 Prozent der Wirtschaftsleistung für importierten Sprit, könnte aber mit einmalig 1,5 Prozent die Infrastruktur auf Strom-Tankstellen umrüsten. Und die ausländischen Gäste stärken mit ihrer Verkehrsnachfrage die Finanz- und Innovationskraft; sie sind zudem offen für neue Lösungen. "Es gibt in den drei untersuchten Ländern schon gute Ansätze", berichtete Zakia Soomauroo, Doktorandin an der Technischen Universität Berlin und Leitautorin. "Womöglich entwickelt sich daraus ein starkes Signal für die Welt, dass Dekarbonisierung machbar ist."

Das MCC erforscht nachhaltiges Wirtschaften sowie die Nutzung von Gemeinschaftsgütern wie globalen Umweltsystemen und sozialen Infrastrukturen vor dem Hintergrund des Klimawandels. Sieben Arbeitsgruppen forschen zu den Themen Wirtschaftswachstum und -entwicklung, Ressourcen und Internationaler Handel, Städte und Infrastrukturen, Governance sowie wissenschaftliche Politikberatung. Das MCC ist eine gemeinsame Gründung der Stiftung Mercator und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK).

Quelle: www.mcc-berlin.net 


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