rsfBerlin. - Journalistinnen und Journalisten, die über die Ausbreitung des Corona-Virus in Afrika berichten, sind in mehreren Ländern der Region zur Zielscheibe von Zensur, Einschüchterung und körperlicher Gewalt geworden. Reporter ohne Grenzen (RSF) ruft deshalb Afrikas Regierungen auf, im Kampf gegen die Pandemie nicht die darüber Berichtenden ins Visier zu nehmen, sondern vielmehr die Pressefreiheit zu garantieren.

"Berichterstattende unter Druck zu setzen ist eine weit verbreitete, aber völlig falsche und widersinnige Methode zur Bekämpfung des Corona-Virus. Die Pressefreiheit darf nicht zum nächsten Opfer dieser Pandemie werden", sagte Christian Mihr, Geschäftsführer von Reporter ohne Grenzen. "Wir fordern die Behörden der betroffenen Länder auf, nicht den falschen Gegner zu bekämpfen, sondern sicherzustellen, dass Journalistinnen und Journalisten frei und ohne Angst vor Repressionen berichten können. Denn in der aktuellen Situation ist es umso wichtiger, dass sich die Bevölkerung aus unabhängigen Quellen informieren kann."

Die Pandemie hat inzwischen fast alle 55 Mitgliedstaaten der Afrikanischen Union erreicht. Nach Angaben der Johns Hopkins Universität gibt es in Afrika mehr als 5.200 bestätigte Corona-Fälle sowie mehr als 170 Todesfälle (Stand: 31. März).

Zugleich erhöht sich der Druck auf die Medienschaffenden auf dem Kontinent. In der Demokratischen Republik Kongo stießen Polizeibeamte den Reporter Tholi Totali Glody vom Sender Alfajari TV von einem Motorrad, mit dem er unterwegs war, um über die Ausgangssperre in seiner Provinz zu berichten. Ähnliche Vorfälle gab es im Senegal und in Uganda: Im Senegal wurde eine Crew des Senders Touba TV von einem Polizisten mit einem Schlagstock attackiert, obwohl sie eine Genehmigung der Präfektur hatte, über den Lockdown zu berichten. In Uganda griffen Polizisten den Direktor des Uganda Radio Network, Julius Ocungi, an und nahmen ihm seine Kamera und sein Geld weg. Ocungi wollte über die Schließung einer Bar berichten.

In der nigerianischen Metropole Lagos begleitete ein Team des Senders TVC Polizeikräfte, die öffentliche Einrichtungen schlossen, als es plötzlich von Mitgliedern einer Kirche angegriffen wurde. In Äthiopien wurden zwei ausländische Journalisten (Tom Gardner, der für The Economist und The Guardian schreibt, sowie Robbie Corey-Boulet von AFP) von einem Internet-Troll mit gut 30.000 Followern bezichtigt, mit dem Virus infiziert zu sein.

Neben diesen Fällen von Einschüchterung und körperlicher Gewalt gab es RSF zufolge auch Zensurversuche. Die Behörden in Nigeria und Liberia haben den Zugang zum Büro des Präsidenten auf eine Handvoll Medien beschränkt, die fast alle unter der Kontrolle der jeweiligen Regierung stehen oder ihr nahe stehen. In Kamerun stellen die Behörden mehreren populären regierungskritischen Medien keine Informationen zur Verfügung. In Madagaskar wurden Radiosendungen untersagt, in denen Höherinnen und Hörer ihre Meinung über den Umgang der Regierung mit der Pandemie sagen konnten.

Auch die Zahl der Fälle von Einschüchterung mit juristischen Mitteln hat zugenommen, so RSF. In der Elfenbeinküste müssen zwei Journalisten umgerechnet jeweils rund 7.620 Euro Strafe für das Verbreiten von "Falschnachrichten" zahlen. Sie hatten berichtet, dass es im größten Gefängnis von Abidjan zwei Corona-Fälle gebe; die Behörden streiten das ab. Südafrika hat als Reaktion auf die Corona-Krise ein Gesetz erlassen, das für die Verbreitung von "Falschnachrichten" bis zu sechs Monate Gefängnis vorsieht. In Mali wurde ein Reporter der Zeitung L'Indépendant wegen eines Berichts über die Pandemie vorübergehend festgenommen, in der Demokratischen Republik Kongo erging es einer Crew von DRTV ebenso.

Quelle: www.reporter-ohne-grenzen.de 


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