Berlin. - Fast sieben Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo stehen kurz vor einer Hungersnot. Die internationale Hilfsorganisation CARE hat internationale Geldgeber deshalb dazu aufgerufen, den humanitären Bedarf für 2021 unverzüglich zu finanzieren, um möglichst viele Menschen vor dem Hungertod zu retten. Aktuell seien erst rund zehn Prozent des von den Vereinten Nationen ermittelten finanziellen Bedarfs für das Land gesichert.
Insgesamt leiden 27,3 Millionen Menschen in der Demokratischen Republik Kongo unter akuter Ernährungsunsicherheit. Stark von der Hungerkrise betroffen sind insbesondere die Region Nord-Kivu und deren Hauptstadt Goma, aus der viele Menschen am Wochenende kurzfristig wegen eines Vulkanausbruchs fliehen mussten.
"Diese Hungerkrise ist nicht über Nacht entstanden und sie hätte vermieden werden können", erklärte Aline Ouedraogo, CARE-Länderdirektorin in der Demokratischen Republik Kongo. "Millionen von Menschen hätten gerettet werden können, wenn frühzeitig mehr Hilfsgelder bereitgestellt worden wären. Stattdessen mussten wir beobachten, wie immer mehr Menschen hungerten und die Nothilfe immer weniger finanziert wurde."
Besonders stark trifft die Krise Frauen und Mädchen: In der Demokratischen Republik Kongo dürfen Frauen nur selten Geld verdienen oder Land besitzen. Wichtige Entscheidungen werden meist von Männern getroffen, so CARE. Durch diese Ungleichheiten seien Frauen und Mädchen noch schwerer von der Hungerkrise betroffen und einem höheren Risiko ausgesetzt, Gewalt zu erleben oder schwere gesundheitliche Schäden.
"Frauen aus den Regionen Süd-Kivu, Kasai-Oriental und Nord-Kivu berichten uns, dass ihre Nahrungsvorräte komplett aufgebraucht sind", so CARE-Helferin Ouedraogo. "Viele Frauen müssen sich bereits verschulden, um über die Runden zu kommen. Sie befürchten, dass ihre Kinder zukünftig keine andere Wahl mehr haben als Minen zu entschärfen, auf dem Schwarzmarkt zu arbeiten oder sich zu prostituieren, um zu überleben." Gleichzeitig treten vermehrt Fälle von häuslicher und sexualisierter Gewalt auf, weil es zu Spannungen kommt, wenn Menschen um die Ernährung ihrer Familien kämpfen müssen. Frauen und junge Mädchen könnten außerdem vermehrt dazu gezwungen werden, sexuelle Dienste anzubieten, um überleben zu können.
CARE arbeitet seit 2002 in der Demokratischen Republik Kongo. Aktuell unterstützt CARE Menschen in den vier am stärksten von Hunger betroffenen Regionen des Landes mit Lebensmitteln und Bargeld. Außerdem führt CARE Programme zu sexueller und reproduktiver Gesundheit sowie zur wirtschaftlichen Stärkung von Frauen und Mädchen durch.
Quelle: www.care.de