Berlin. - Im Vorfeld des Weltwassertages veranstalten Umwelt- und Entwicklungsorganisationen am Dienstag eine Tagung zum Thema "Menschenrecht Wasser, Wasserraub und Schutz der Flüsse", um auf die Bedeutung des lebensnotwendigen Guts sowie den verschwenderischen und zerstörerischen Umgang mit diesem aufmerksam zu machen. Die Regierung wird aufgefordert, im Wasserschutz national und international schneller zu handeln und damit ihren menschenrechtlichen Pflichten im Sinne des Rechts auf eine gesunde Umwelt sowie des Menschenrechts Wasser nachzukommen.
Für Milliarden Menschen weltweit sind der Zugang zu sauberem Trinkwasser und hygienischer Sanitärversorgung noch immer unerfüllte Menschenrechte. Obwohl der Zugang zu Wasser lebenswichtig ist, wird er viel zu häufig für Wirtschaftsinteressen aufs Spiel gesetzt, national wie auch international.
Gertrud Falk, Referentin bei FIAN Deutschland, rief die Bundesregierung daher auf, ihren menschenrechtlichen Pflichten auch in der Außenwirtschaftsförderung nachzukommen: "Das Menschenrecht auf Wasser muss von Deutschland in allen Politikbereichen auch in anderen Ländern respektiert und geschützt werden. Die Bundesregierung und ihre Durchführungsorganisationen müssen dabei vor allem benachteiligte Bevölkerungsgruppen in den Blick nehmen."
Aber nicht nur in anderen Teilen der Welt, auch in Deutschland wächst die Sorge um Trinkwassersicherheit. Insbesondere die geplante Ansiedlung der Tesla Produktion in der Umgebung Berlins zeige, das wirtschaftliche Interessen Menschenrechts- und Umweltaspekten vorangestellt werden. Dorothea Härlin, Mitbegründerin des Berliner Wassertischs, ist überzeugt: "Das skandalöse Drama um den Bau der Gigafactory Tesla direkt an der Grenze zu Berlin in Grünheide zeigt eine Koalition zwischen einem Global Player wie Elon Musk und Politiker*innen in Brandenburg, aber auch in Berlin. Mein Fazit ist also klar: Es liegt an uns, den ganz normalen Bürger*innen, die weder an großen Profiten noch an politischen Karrieren interessiert sind, unser Wasser zu retten."
Die knappen verbleibenden Süßwasserressourcen und die mit ihnen verbundenen Ökosysteme werden überall auf der Welt übernutzt, verschmutzt und zerstört. Insbesondere Staudammprojekte für Wasserkraft haben verheerende Folgen für Flussökosysteme und führen noch immer zu zahlreichen Verlusten beim Fischabstieg. Herman Wanningen, Direktor der World Fish Migration Foundation und Mitbegründer der Koalition Dam Removal Europe, stellte fest: "Wir könnten in Europa Flüsse voller Fische haben, wenn die Flüsse wieder anfangen zu fließen. Dies kann aber nur ermöglicht werden, wenn Flusspraktikern die Werkzeuge und das Know-how zur Verfügung gestellt werden, um veraltete Dämme zu entfernen."
Auch Michael Bender, Projektleiter "River Restoration" bei der Stiftung Living Rivers, betonte die Bedeutung der Süßwasser-Biodiversität für die Menschen und wies auf ein zentrales Anliegen der Stiftung hin: "Wir sind überzeugt, dass die europäischen Länder und die EU als Gemeinschaft die letzten Wildflüsse auf dem Kontinent besser schützen muss und mehr dafür tun kann, dass Staudämme und andere Wanderhindernisse aus unseren Flüssen verschwinden."
"Vom Erhalt gesunder Flussökosysteme hängt auch der Amazonasregenwald ab und damit auch die bedeutende Funktion, die er für das Klima spielt", sagte Thilo Papacek, Projektreferent bei GegenStrömung. "Wasserkraftwerke blockieren nicht nur Fischmigrationen und den Abfluss von Sedimenten, sondern stoßen aus ihren Reservoirs auch häufig große Mengen stark wirkender Treibhausgase aus. Gerade in Hinblick auf den Klimawandel stellt der massive Ausbau der Wasserkraft eine falsche Lösung für die Energieprobleme der Zukunft dar."
Quelle: www.formue.de