erlassjahr 100Düsseldorf. - Die Regierung Sri Lankas hat beschlossen, alle Zahlungen an seine ausländischen Gläubiger vorübergehend einzustellen. Bis Mitte des Jahres seien mehr als 1,2 Milliarden US-Dollar an laufenden Zahlungen fällig, die Sri Lanka nicht aufbringen könne, berichtete das Entschuldungsbündnis erlassjahr.de am Mittwoch in Düsseldorf.

Schon im letzten Jahr galt der südasiatische Inselstaat bei Finanzfachleuten immer wieder als sicherer Kandidat für die nächste Staatspleite: Die Schuldenindikatoren des Landes zählen zu den höchsten weltweit, mit einer Verschuldung im Verhältnis zu den Staatseinnahmen von mehr als 1.000 Prozent. Doch bislang konnte Sri Lanka die Pleite immer abwenden - mit hohen sozialen und wirtschaftlichen Kosten.

"Es ist zu begrüßen, dass Sri Lanka sich entschieden hat, nicht länger die Gewinnerwartungen seiner Gläubiger über die Verpflichtungen gegenüber der eigenen Bevölkerung zu stellen", erklärte Kristina Rehbein, politische Koordinatorin von erlassjahr.de. "Doch Sri Lanka zählt zu den Ländern, die von den G20 auf dem 2020 geschaffenen Umschuldungsrahmenwerk 'Common Framework' ausgeschlossen wurden. Damit hat das Land keinen Zugang zu koordinierten Umschuldungsmaßnahmen - was angesichts des komplexen Gläubigerprofils eine zeitige Lösung erschwert."

Über Ostern will der neue Finanzminister Ali Sabry Hilfsgelder des Internationalen Währungsfonds in Washington mobilisieren. In ähnlichen Fällen hatte der IWF zuletzt die Unterstützung überschuldeter Länder von einer umfassende Umschuldung aller Forderungen abhängig gemacht. Das wäre auch in diesem Fall unerlässlich.

"Seit 2020 warnen Nichtregierungsorganisationen weltweit zusammen mit den Spitzen von IWF und Weltbank vor einer Pleitewelle in Mitteleinkommensländern", sagte Rehbein. "Ob jetzt schnell eine umfassende Reduzierung aller Verbindlichkeiten Sri Lankas gelingt, wird entscheidend dafür sein, ob ein Flächenbrand verhindert werden kann, der dann auch kritisch verschuldete Länder wie die Mongolei, Angola, Südafrika oder gar Brasilien und Argentinien in den Abgrund zieht."

Die deutsche Bundesregierung hatte die Schaffung eines Staateninsolvenzverfahrens für genau solche systemischen Fälle zu einem Ziel im Koalitionsvertrag erklärt. Mit einem pro-aktiven Eintreten für eine schnelle und wirksame Entschuldung Sri Lankas könnte sie ihren Worten jetzt Taten folgen lassen, so erlassjahr.de.

Quelle: www.erlassjahr.de


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